Stormarner Tageblatt 12.05.2022
Ehrenamtler kritisieren LEG: Mieter haben wegen Schaden kein Warm- und Kaltwasser mehr
Patrick Niemeier
Neuer Eigentümer, alte Probleme? Der Besitzerwechsel, der Hoffnungen weckte, entpuppt sich in den Hochhäusern an Hölk und Poggenbreeden in Bad Oldesloe als Enttäuschung, heißt es von ehrenamtlich Engagierten rund um Quartiersmanagerin Maria Herrmann von „Plan B“. Denn zunächst habe sich nach dem Besitzerwechsel von der Adler Real Estate Group hin zur LEG relativ wenig getan, was der Leben der Mieter entscheidend verbessern würde. Vor allem diverse Wasserschäden bereiten den ehrenamtlichen Helfern vom Treffpunkt „Plan B“ rund um Quartiersmanagerin Maria Herrmann aktuell immer mehr Sorgen. Auch Lennard Hammelberg, vielen Oldesloern aus dem engagierten Kinder- und Jugendbeirat bekannt, bringt sich bei „Plan B“ ein. In einem Gespräch mit der LEG im Januar habe man bereits auf den schlimmer werdenden Wasserschaden im Keller hingewiesen, kann er berichten. Die Regionalleiterin habe versichert, dass man sich der Sache annehmen werde. Geschehen sei aber nichts. Die Feuchtigkeitsmessung habe kürzlich ergeben dass neue feuchte Stellen entstanden seien. Der Wasserfleck im Keller wurde derweil ebenfalls größer.
Die Service-Stelle der LEG sei informiert worden. Die Situation habe sich immer weiter zugespitzt, wie Hammelberg berichtet. In unterschiedlichsten Etagen seien im Hölk 2 feuchte Stellen festgestellt worden. Auch Mieter meldeten das Problem. Im Keller stünde das Wasser immer höher. Mehrere Wände seien vollständig nass. Stromleitungen stünden unter Wasser und eine Alarmleuchte blinke, wird aus dem Hochhaus berichtet. Der CDU Stadtverordnete Jens Wieck, der sich ebenfalls bei „Plan B“ einbringt, war nach Hinweisen von Mietern vor Ort. „Ein Hausmeister versuchte, was mit Bordmitteln möglich war, aber dagegen kam man nicht mehr an. Das Wasser lief mittlerweile so stark, dass ich die Feuerwehr angerufen habe. Die war aber dann nicht zuständig“, berichtet Wieck.
Die Helfer von der Oldesloer Wehr haben laut Wieck aber direkt die Notfallzentrale der LEG benachrichtigt. Denn auch der Brandschutz in dem Hochhaus sei gefährdet gewesen. Unter anderem sei die Brandmeldeanlage mittlerweile von dem Wassereinbruch betroffen gewesen. „Ich hätte gedacht, dass sofort etwas passiert. Stattdessen soll ein Mieter angerufen worden, ob er mal schauen könne, wie der Zustand sei“, berichtet Wieck. „Wo gibt es denn sowas?“, zeigt er sich fassungslos. Als Reaktion sei schließlich einen Tag später von einem Fachunternehmen das Wasser abgestellt worden. Zeitweise funktionierte dann auch der Fahrstuhl nicht mehr. Nach wie vor bestehe die Gefahr, dass das Wasser mit Stromleitungen in Kontakt komme. „Manche Mieter haben kein Warmwasser, andere kein Kaltwasser. Das kannst du dir nicht ausdenken“, ist Wieck in Rage. Hammelberg, Wieck und Hermann zeigen sich insgesamt tief betroffen über die Zustände. Man werde auch von der LEG ständig nur vertröstet. Der Wasserschaden sei lange bekannt gewesen. Und trotz der extremen Verschlechterung sei nicht adäquat reagiert worden.
Auch nach einem Brandfall im Hochhaus, der sich unlängst ereignete, haben sich die Ehrenamtler nach eigener Aussage kümmern müssen. Kein Gutachter sei vor Ort gewesen oder die Wohnung nach dem Einsatz gereinigt worden. „Lennard und ich telefonieren hin und her, damit die Familie woanders unterkommt. Eines der Kinder hat eine Allergie und darf da so nicht leben. Wie kann das sein, dass wir uns darum sorgen müssen?“, fragt Wieck. Die Polizei habe die Unterbringung im Hotel organisiert und so unterstützt, doch zunächst sei auch für den Hotelier unklar geblieben, wer denn nun die Rechnung bezahle. Auch von der Verwaltung rund um Bürgermeister Jörg Lembke habe man in diesem Fall nicht ausreichend Hilfe bekommen.
„Hier laufen Dinge ab, die kann man sich nicht vorstellen“, so Wieck. Er vermisse ein humanes Eingreifen von der LEG oder auch von Seiten des Bürgermeisters. Er habe mehr Verständnis für eine junge Familie mit Migrationshintergrund erwartet, auf deren Balkon ein Feuer ausbrach. Hinzu komme, dass auch der Sperrmüll-Berg vor der Tür wieder wachse und sich offenbar niemand dafür zuständig fühle. „Ich bin entsetzt. Man hatte gehofft, dass es mit der LEG besser wird, aber es wird nicht besser. Im Gegenteil“, sagt Wieck.
Die LEG weist die Vorwürfe in großen Teilen zurück, erklärt aber, dass sie die Probleme kenne. „Uns ist bewusst, dass sich das Objekt in keinem stabilen, unserem Anspruch an ein Zuhause stehendem Zustand befindet“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Man arbeite daran, dass sich das ändere. Das sei aber ein Prozess, der eben nach und nach anlaufe. Die Immobilie sei erst seit fünf Wochen im Besitz der LEG. „Wir haben gegenüber der Stadt, den ehrenamtlich Engagierten und den Mietern klar kommuniziert, dass das Objekt leider nicht von heute auf morgen mangelfrei sein wird. Wir analysieren derzeit, wie wir mit dem Objekt am Sinnvollsten umgehen – dazu gehört die Sanierung durch uns, die Sanierung durch einen möglichen, auf Sanierungen spezialisierten Käufer oder aber auch ein Abriss und Neubau“, heißt es weiter. Die LEG sei allerdings auf keinen Fall untätig gewesen. Nicht nur seien Mietersprechstunden geplant und bereits erste Gespräche gelaufen, es seien außerdem auch diverse Reparaturen erledigt worden und Brandschutztüren konnten kurzfristig erneuert werden.