Stormarner Tageblatt 30.05.2022
Neuer Posten Klimaanpassungsmanager: Der Kreis Stormarn ist bundesweiter Vorreiter
. Patrick Niemeier
Mehr Hitzetage, häufigere Starkregenereignisse und Unwetter – die Experten-Prognosen sind recht eindeutig. Das zeigen entsprechende, detaillierte Berechnungen des Climate Service Centers Germany (Geric) für alle Landkreise in Deutschland.
Auch Stormarn wird entsprechend von Veränderungen betroffen sein. Daher ist es nicht nur wichtig, durch Klimaschutzmaßnahmen eine weitere Verstärkung der Erwärmung zu verhindern, sondern sich auch an die bereits erfolgten Veränderungen des Klimas anzupassen. Die entsprechende Fachrichtung, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt, nennt sich Klimaanpassungsmanagement.
Stormarn Pionier bei Klimaanpassung
Der Kreis Stormarn gehört in diesem Bereich deutschlandweit zu den Vorreitern. Denn als erster Kreis überhaupt erhielt man kürzlich die Förderzusage des Bundesumweltministeriums für den Posten eines Klimaanpassungsmanagers. Die Stelle ist aktuell ausgeschrieben und soll ab dem 1. Oktober 2022 besetzt sein. Die Laufzeit für das Projekt wird zwei Jahre betragen.
Doch was genau macht eigentlich ein Klimaanpassungsmanager ? „Ziel innerhalb des Projektzeitraums ist es, eine integrative strategische Herangehensweise zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels zu entwickeln und implementieren zu können. Klimaanpassung als ganzheitliche und fachübergreifende Herausforderung auf den diversen Ebenen anzuerkennen und den Folgen des Klimawandels proaktiv entgegenzuwirken“, erklärt Anne Munzel, Klimaschutzmanagerin beim Kreis Stormarn recht allgemein.
Eines der zentralen Themen sei es, in den zwei Jahren ein Klimaanpassungskonzept zu erstellen. Dieses solle dann die Grundlage dafür bilden, die richtigen Entscheidungen und Planungen in Stormarn zu treffen, wenn es darum geht, vorausschauend den bereits nicht mehr abwendbaren Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Doch wie können solche Maßnahmen konkret aussehen? Der Feststellung, dass es mehr Hitzetage geben wird, kann man entgegensetzen, dass öffentliche Gebäude und Infrastrukturen klimagerecht ausgestattet werden. Dazu gehört es zum Beispiel Schattenplätze und Verschattungen entstehen zu lassen, Dächer, Fassaden und Straßen zu begrünen oder Wärmeinseln zu reduzieren, die zuvor bei einer Analyse festgestellt wurden.
In öffentlichen Außenbereichen können klima- und standortangepasste Pflanzen eine neue Heimat finden. Es sollen Flächen für Regenwasserrückhaltebecken entstehen sowie Notwasserwege. Die Entwässerungssysteme sollen an die zu erwartenden Starkregen angepasst werden. Mögliche Erdrutsche können durch Hangbepflanzungen verhindert und Abhänge stabilisiert werden.
Eine weitere Anpassungsmaßnahme ist es zum Beispiel, Versickerungsflächen entstehen zu lassen, indem versiegelte Böden wieder entsiegelt werden – also Asphaltflächen beseitigt.
Konkrete Klima-Daten für Stormarn auswerten
Doch zunächst sollen in Stormarn die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass die richtigen, zielgerichteten Maßnahmen getroffen werden. „Es erfolgt eine Bestandsaufnahme auf Grundlage einer Literatur- und Datenauswertung. Im Fokus stehen hier Daten sowie Informationen zu regionalen Klimaentwicklungen und beobachteten Klimawirkungen“, sagt Munzel. Die Datenlage sei so gut, dass sich exakt für den Kreis Stormarn die Auswirkungen der nächsten Jahre berechnen lassen.
„Mit den Ergebnissen und der Darstellung gezielter Handlungsfelder lassen sich darauf aufbauend Gebiete oder Personengruppen mit erhöhten Risiken evaluieren, um eine gezielte Hotspotaufnahme darzustellen“, sagt die Klimaschutzmanagerin.
Einbindung von Kommunen und Bürgern
Eingebunden werden sollen dabei die einzelnen Kommunen, aber auch Verbände, Unternehmen sowie natürlich engagierte oder betroffene Bürger. „Es ist eine sehr enge Zusammenarbeit bei der Erstellung der Gesamtstrategie beabsichtigt, sodass ein erfolgreiches und handlungsorientiertes Konzept realisiert werden kann. Bei der Umsetzung des Anpassungskonzeptes sind alle Akteure gefordert“, berichtet Munzel.
Landrat Henning Görtz betont, dass Stormarn eine besondere und attraktive Lage zwischen der Großsstadt Hamburg, den ländlichen Regionen und der Ostsee habe. Das bringe viele Vorteile und wirtschaftliche Chancen mit sich, aber auch viel Verantwortung. Denn gerade in Stormarn sei die Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen enorm hoch. „Ich sehe uns in Stormarn daher auch besonders in der Pflicht an Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu denken“, sagt der Stormarner Landrat.
Im Sinne der Pionierarbeit auf diesem Feld wolle die Kreisverwaltung die kreisangehörigen 55 Kommunen im Rahmen der Zusammenarbeit bei der Klimaanpassung unterstützen und die Möglichkeit zur Initialwirkung darlegen Für das Projekt fließen 177000 Euro vom Bund und außerdem zusätzlich knapp über 40000 Euro als Anteil aus kommunalen Mitteln.
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