Viel Betrieb auf Stormarns Gleisen

Stormarner Tageblatt  08.06.2022

Durch S4 und Fehmarnbeltquerung verändert sich der Bahnverkehr im Kreis bis 2030 massiv

Patrick Niemeier

Aktuell rollen maximal jeden Tag 36 Güterzüge durch Stormarn. Hinzu kommen maximal 124 Nahverkehrs- und 16 Fernzüge. Doch die Fehmarnbeltquerung und die S4 werden die Anzahl der Durchfahrten deutlich erhöhen und das ruft Kritiker auf den Plan. Ist die Infrastruktur überhaupt dafür ausgelegt? Was bedeutet das für den Lärm, dem die Menschen entlang der Strecken ausgesetzt sein werden? Die Bahn ist um Antworten bemüht.
Häufig wird die Fehmarnbeltquerung als wirtschaftliche Chance für Stormarn bezeichnet. Denn viele Waren und Lieferungen, die auf diesem Weg in Lübeck ankommen werden, werden ihren Weg auf der Schiene oder Straße fortsetzen. Schon jetzt wird erwartet, dass sich daher mehr Speditionen und Autohöfe entlang der Autobahnen ansiedeln werden. So soll die geplante Brücke aus der Vogelperspektive aussehen. Bislang gibt es in der Straße „Brauner Hirsch“ nur einen kleinen Bahnübergang.
Auch der Schienenverkehr wird deutlich zunehmen. Das ist kein großes Geheimnis. Die CDU-Fraktion im Kreistag hatte daher einen Fragenkatalog an die Deutsche Bahn geschickt, um genau zu wissen, mit welchen Zahlen man im Detail rechnen müsse. Laut den Antworten der Bahn, erhöht sich bis 2030 die tägliche Anzahl der Züge in Stormarn auf mindestens 186 (in Reinfeld) und maximal 326 (Ahrensburg inklusive 134 S-Bahnen). Selbst in Reinfeld ist der Anstieg laut der übermittelten Daten der Bahn deutlich. Von den 186 Zügen zwischen Hamburg und Lübeck sollen 88 Güterzüge sein, also täglich 52 mehr als maximal aktuell. 38 davon werden in der Nacht fahren.
Es besteht auch die Sorge, dass die Züge nicht nur häufiger fahren, sondern auch länger werden. Hier hat die Bahn mitgeteilt, dass die Güterzüge maximal 835 Meter lang sein werden. Die Personenzüge werden maximal 400 Meter lang sein, der Durschnitt liege hier aber eher bei 250 Meter, wie Frank Limprecht, Leiter der Bahn-Infrastrukturprojekte im Norden, erläuterte. Sorgen, dass die steigende Belastung für die Strecke zu viel werden könne und sogar ein „Verkehrsinfarkt“ drohe, teilt Limprecht nicht. Allerdings betont er auch, dass das davon abhänge, dass die geplanten Projekte wie die S4 tatsächlich fertig umgesetzt werden.
Sollte dies eintreffen, sei die Prognose für 2030 gut. „Unter Berücksichtigung der Realisierung der Vorhaben S4 Ost und Fehmarnbeltquerung wird im Streckenabschnitt Hamburg – Lübeck von einer optimalen Betriebsqualität ausgegangen“, sagt er. Die CDU wünscht sich zudem einen sicheren, barrierefreien und komfortablen Bahnhof mit kurzen Wegen.
Im Rahmen des Baus der S4 werde es außerdem jeweils einen Umbau des Bahnhofs Bargteheide, des Bahnhofes Ahrensburg, des Haltepunktes Kupfermühle und des Bahnhofs Bad Oldesloes geben. Bis Ahrensburg ist ein zweigleisiger Neubau für die 124 täglichen S-Bahnen vorgesehen. Von Ahrensburg bis nach Ahrensburg-Gartenholz soll es ein neues Gleis geben. Dahinter – und das stößt auf immer mehr Unverständnis – ist es laut Limprecht nicht geplant die Gleisinfrastruktur in Stormarn zu erweitern. Die Infrastruktur werde aber auf die S4-Bedürfnisse angepasst. So gibt es einen Neubau der Station Ahrensburg-West. Im Ahrensburger Bahnhof wird der Bahnsteig 1 für die S-Bahn-Bedürfnisse hergerichtet. Größer sind die Umbauten in Gartenholz, wo – wie berichtet – die Außenbahnsteige einem Inselbahnsteig weichen werden.
Im Bargteheider Bahnhof wird der Bahnsteig 2 abgerissen, dafür bekommt Gleis 3 zwei Außenbahnsteige und der Bahnsteig 1 soll entsprechend angepasst werden. Im Bahnhof Bad Oldesloe erfolgt eine Anpassung der Gleise 3 und 4 an die S-Bahn-Anforderungen. Alle Bahnhöfe und Haltestellen werden entsprechend des Hamburger S-Bahn-Systems ausgestattet.

Keine Extra-Anschlüsse für Gewerbegebiete
Auf die Frage nach der erhöhten Risiken durch mehr Gefahrgut auf der Strecke antwortet die Bahn juristisch. Zusammengefasst: natürlich werde man alles so herrichten und beachten, dass die Infrastruktur den Anforderungen von Brand- und Katastrophenschutz genüge. Zusätzliche Gleisanschlüsse für Gewerbegebiete – von denen gerüchteweise immer wieder die Rede war – soll es laut Limprecht genauso wenig geben, wie eine Einzäunung der Bahnstrecken.

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