Stormarner Tageblatt 12.07.2022
Fehmarnbelt-Querung: Experte erklärt, wie der Kreis dem Güterzug-Stau entkommt
Patrick Niemeier
Die Kritik ist so alt, wie die Pläne für die Fehmarnbelt-Querung: Der stark anwachsende Güterverkehr darf nicht alleine durch Stormarn abgewickelt werden. Denn was die einen als Chance für die Wirtschaft betrachten, bedeutet für andere eine starke Lärm- und Umweltbelastung, die die Lebensqualität in Stormarn senkt.
Wie berichtet, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Güterzüge durch die neue Fehmarnbelt-Querung erheblich ansteigen wird. Wolfgang Gerstand (CDU) aus dem Wirtschaftsausschuss und Henning Reichardt (CDU) vom Arbeitskreis Wirtschaft und Umwelt aus Bad Oldesloe kämpfen seit Jahren dagegen.
CDU sieht Bericht als Durchbruch
Ein Forschungsbericht aus Lübeck, der an der „Northern Business School“ vorgestellt wurde, gibt ihnen nun Recht. „Das ist der Durchbruch“, sagt Gerstand nach der Lektüre.
Denn laut des Berichts des „Institute of northern europe economic Research“ (INER), werde es nicht nur die Hauptstrecke Hamburg-Lübeck geben können, um die entstehenden Güter-Verkehre abzuwickeln. Es brauche laut Prof. Michael Stuwe, Projektleiter an der NBS, auch eine für 850 Meter Ganzzüge ertüchtigte sowie elektrifizierte Strecke Lübeck-Büchen-Lüneburg, eine nordöstliche Umfahrung des Kreuzungsbahnhofs Büchen, die in die Strecke Hamburg-Berlin einfädelt sowie eine ausgebaute und elektrifizierte Strecke von Lübeck mit Umfahrung über Bad Kleinen und Schwerin, die ebenfalls in die Strecke Hamburg-Berlin einfädelt.
Entscheidend sei auch, dass der Lübecker Güterbahnhof und der Hafen entsprechend um- und ausgebaut werden. Außerdem sollen Kurz-Shuttle-Güterzüge eingeführt werden.
„Nur die Zusammenstellung der Güterzüge in Lübeck nach Ziel- und Quellverkehr zur Nutzung von vier unterschiedlichen Strecken, kann die notwendige Entlastung bringen“, ergänzt Gerstand. Der Ausbau der Strecke Lübeck-Büchen-Lüneburg werde außerdem zusätzlich gut für den Personennahverkehr sein, ergänzen die engagierten Christdemokraten.
Außerdem könne die Bahn somit auch auf verschiedene Strecken kurzfristig zurückgreifen, wenn es zu Überlastungen und Betriebsstörungen komme. Nur so könne ständigen Staubildungen entgegengewirkt werden.
„Längere Behinderungen auf Strecken sind ja nicht unbekannt und würden bei den bisherigen Planungen mit der Hauptstrecke Lübeck-Hamburg unvorstellbare Folgen haben“, sagt Wolfgang Gerstand.
Stormarn kann nicht alleine die Last tragen
Man solle sich in Erinnerung rufen, dass der Leitspruch der Metropolregion Hamburg laute „Region in Balance“. Entsprechend könne es nicht sein, dass Stormarn besonders unter den entstehenden Belastungen leide. Durch die Aufteilung der Verkehre werde diese auf ein größeres Gebiet verteilt. Ein Drittel des gesamten Zugverkehrs könnte auf die Alternativstrecken verteilt werden.
Es sei im Endeffekt ganz einfach, sagt Gerstand. „Weniger Züge bedeuten weniger Lärm und somit ist das die kostengünstigste Variante für Städte und Gemeinden in Stormarn, dieses Problem schon in der Entstehung zu beheben.“