Derzeit ist nichts wie früher

Stormarner Tageblatt  28.07.2022

Bad Oldesloes Bürgermeister
Jörg Lembke geht motiviert in seine
zweite Amtszeit. Im Sommer-Interview
spricht er über Corona und
Herausforderungen sowie
Auseinandersetzungen und Ziele.

Windenergie-Experte Thomas Sternberg (v.l.) mit Bürgermeister Jörg Lembke und Stadtwerkeleiter Jürgen Fahl auf der Baustelle beim Windpark Schadehorn.  Finn Fischer
Windenergie-Experte Thomas Sternberg (v.l.) mit Bürgermeister Jörg Lembke und Stadtwerkeleiter Jürgen Fahl auf der Baustelle beim Windpark Schadehorn. Finn Fischer
Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nutzt das Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns im Alltag.  Patrick Niemeier
Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nutzt das Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns im Alltag. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Nach seiner Wiederwahl als Verwaltungschef in der Kreisstadt stellt sich Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke den Tageblatt-Fragen im Sommerinterview.

Herr Lembke, nach Ihrer Wiederwahl wissen Sie, dass es für Sie im Bürgermeisteramt weitergeht. Welche Projekte wollen Sie jetzt anstoßen, die vielleicht vorher noch in der Schublade lagen?

Es geht zunächst vor allem darum, alle Projekte, die bereits auf den Weg gebracht wurden, umzusetzen. Dazu gehören vor allem der Bau von Wohnraum in Bad Oldesloe, die Erweiterung der Ida-Ehre-Schule, der Verkauf des alten VHS-Geländes, die Neugestaltung des alten „Nickel-Parkplatzes“, die Renovierung der Fußgängerzone und der Hagenstraße, der Bau neuer Sportstätten, die Entwicklung eines neuen Gewerbegebiets, die Digitalisierung der Verwaltung und die Entwicklung eines zukunftsweisenden Konzepts für eine klimaneutrale Stadt.

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, aber der Umgang hat sich durch diverse Erfahrungen, Impfungen und so weiter verändert. Wie nehmen Sie das in Bad Oldesloe wahr? Ist der Sommer in der Kreisstadt so wie früher?

Derzeit ist nichts wie früher. Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch der Ukraine-Krieg haben vieles verändert. Viele Bürger haben Ängste, die sie äußern und denen wir begegnen müssen. Flüchtlinge benötigen Zuflucht, finanziell Schwache benötigen Unterstützung, ältere Menschen benötigen Zuwendung. Eltern benötigen planungssichere Kinderbetreuung, Menschen wollen warme Wohnungen. Auch wenn nicht alle Aufgaben nur von der Kommune gelöst werden können, ist sie doch immer der erste Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger. Diese Aufgaben sind für unsere Verwaltung extrem herausfordernd und erfordern vollen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Politik macht ja momentan Pause und danach geht es vermutlich in den Kommunalwahlkampf. Was erhoffen Sie sich von den Monaten nach der Sommerpause von der Lokalpolitik? Haben Sie da einen Appell und welche Themen müssen besonders dringend besprochen werden?

Die Themenvielfalt bleibt und wird die ehrenamtlichen Stadtvertreter auch künftig intensiv beschäftigen. In der Zusammenarbeit erhoffe ich mir weniger kraftzehrende Auseinandersetzungen, um die zahlreichen wichtigen Themen zügiger abarbeiten zu können. Natürlich wird es sich nicht vermeiden lassen, dass bestimmte Themen für den Wahlkampf genutzt werden, deshalb müssen wir vermeiden, vor der Kommunalwahl unnötig Themen zu setzen, die den Wahlkampf aufheizen würden.
Vor fünf Jahren war es ja die Landesregierung, die ohne Not das Thema Straßenbaubeiträge aufbrachte und damit alles andere in den Hintergrund drängte. Die Verwaltung wird alles daran setzen, den Parteien die Freiheit zu geben, ihre Themen selbst zu bestimmen, um nicht Getriebene eines bestimmten Themas zu werden.

Welche Projekte die durch Corona ins Hintertreffen geraten waren, gibt es? Und welche werden davon wieder angestoßen?

Corona hat zwar vieles verlangsamt, jedoch hat die Verwaltung stets alle Themen bearbeitet, die anstanden. Verlangsamt wurden vor allem Bauprojekte und die Digitalisierung der Schulen. Leider hat die Ukraine-Krise dafür gesorgt, dass Inflation, Rohstoffmangel und Energiepreise die Verzögerungen in bestimmten Bereichen weiter anheizen. Planungen bei Bauprojekten sind derzeit extrem erschwert und seriöse Preiskalkulationen nahezu unmöglich. Gleichzeitig hat Corona aber auch für die Beschleunigung bestimmter Dinge gesorgt, wie das Thema Homeoffice in Behörden und Wirtschaftsunternehmen.

Wie sehen Sie kurz vor Beginn ihrer zweiten Amtszeit ihre Verwaltung aufgestellt?

Die Stadtverwaltung Bad Oldesloe ist in allen Bereichen sehr schlagkräftig aufgestellt. Wir haben hochmotivierte Mitarbeiter, die alle Kraft in den Dienst am Bürger legen. Natürlich ist es auch für uns immer schwieriger, Fachkräfte am Markt zu rekrutieren. Insbesondere im Bereich der Tiefbauingenieure ist der Markt praktisch leer.
Nicht allein aus diesem Grunde intensivieren wir die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte weiter und versuchen auch, neue Ausbildungsfelder zu erschließen – so bilden wir seit vergangenem Jahr zum Beispiel auch eigene Erzieher aus. Bestimmte Berufsfelder können wir aber nicht selbst abdecken. Ich freue mich aber sehr darüber, dass wir dabei sind, die Verwaltung durch diese Anstrengung Jahr für Jahr zu verjüngen und die Abgänge durch Verrentung – die uns in den kommenden Jahren mehr und mehr treffen wird – gut kompensieren können.

Was war für Sie bisher das Sommer-Highlight in Stormarn?

Neben dem guten Wetter, das vor allem die Schülerinnen und Schüler erfreuen dürfte, sind es natürlich die Veranstaltungen im Sport und der Kultur. Das SHMF setzt wie in jedem Jahr ein Highlight. Gleiches gilt aber auch für das noch folgende „Rock am Schloss“. Das „KuB auf dem Markt“ wird die Bürger auch begeistern.
Ende September freuen wir uns auf die „Choralle“, den nur alle vier Jahre stattfindenden Landeswettbewerb der besten Chöre aus Hamburg und Niedersachsen, anlässlich dessen uns auch Chöre und Delegationen aus Kolberg und Olivet besuchen werden. Zwei Tage wird es in der Stormarnhalle, der Festhalle, der Peter-Paul-Kirche, dem KuB und dem Marktplatz Chorgesang vom Feinsten für die Bürgerinnen und Bürger geben und der Sonntag ist auch noch verkaufsoffen. Was will man mehr?

Wenn Sie in diesen Wochen durch die Stadt gehen, was fehlt Ihnen mit Blick auf die Sommermonate an Aktivitätsmöglichkeiten oder Aufenthaltsqualität?

Wir arbeiten ja ständig daran, die Aktivitätsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger weiter zu verbessern. Neben klassischen Sportstätten, deren Bedarf der BSKA ja gerade festgestellt hat, wollen wir den Bürgerpark Stück für Stück weiter mit Angeboten attraktiver gestalten. Ebenso ist aber auch der vordere Bereich des Kurparks im Fokus.
Das touristische Angebot wird ständig ausgebaut und lockt viele Tagestouristen nach Bad Oldesloe. Hier wird sicher der bereits beschlossene Neubau von zwei Wohnmobilstellplätzen für weitere Attraktivität sorgen. Ein besonders beliebter Anlaufpunkt bleibt im Sommer aber stets das Freibad am Poggensee.

Angesichts der Gesamt-Weltlage und mit Blick auf die Energiekrise: Gibt es Pläne, die regenerativen und alternativen Energien in Bad Oldesloe weiter auszubauen?

Zur Zeit bauen die Stadtwerke Bad Oldesloe ja vier Windkraftanlagen bei Schadehorn. Nach deren Fertigstellung wird Bad Oldesloe rechnerisch in der Stromproduktion bereits autark sein. Natürlich ist dies kein Grund, bei dieser Art von Aktivitäten nachzulassen. Deshalb plant die Stadtverwaltung bereits den Ausbau von PV-Anlagen auf städtischen Liegenschaften.
Darüber hinaus soll das neue Gewerbegebiet komplett umweltfreundlich geplant werden. Hierzu gehört die Nahwärmeversorgung durch Nutzung erzeugter Abwärme. Schwammflächen zur Aufnahme von Regenwasser, der weitgehende Verzicht auf Versiegelungsflächen sowie die Vor-Ort-Produktion von Energie.
Außerdem wollen wir die Fernwärme weiter ausbauen und Energieverbrauch so weit es geht drosseln. Auch Flächen-PV-Anlagen sind ja bereits im Gespräch, wobei hier der Flächenverbrauch genau beobachtet werden muss. Selbst ein kleines Wasserkraftwerk am Mühlrad ist in der Planung.

Wo verbringen Sie im Sommer am liebsten Zeit in Bad Oldesloe?

Da ich erst nach den Ferien Urlaub habe, verbringe ich die knappe Freizeit am liebsten zu Hause.

Danke für das Gespräch, Herr Lembke.

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