Versorgung, Gebäude, Verkehr – Klimaschutz-Konzepte für Stormarn

Stormarner Tageblatt  05.08.2022

Kreis reagiert mit Anpassungsmaßnahmen auf Extremwetter und Klimawandel

Überschwemmter Weg nach Starkregen in der Bad Oldesloer Innenstadt im Juli dieses Jahres. Patrick Niemeier
Überschwemmter Weg nach Starkregen in der Bad Oldesloer Innenstadt im Juli dieses Jahres. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Mehr Hitze-Tage, tropische Nächte, Starkregen-Ereignisse, schwere Stürme – die Auswirkungen des Klimawandels erreichen auch Stormarn immer häufiger. Die Prognosen von Experten gehen davon aus, dass es in Zukunft eine Verstärkung dieser Tendenzen geben wird. Der Kreis bereitet sich daher auch mit Klima-Anpassungsmaßnahmen auf die Veränderungen vor. In diesem Bereich ist man bundesweit mit einer der Vorreiter-Kreise und erhält Fördermittel des Bundes. Die entsprechende Stelle wird im Herbst besetzt.

Extremwetter schafft Verständnis für Klimaschutz
„Klimaanpassung wird als zweite wichtige Säule einer guten Klimapolitik anerkannt und in der Kreisverwaltung zukünftig in Form einer Konzeptentwicklung verstärkt in den Fokus gerückt“, betont Anne Munzel, die Klimaschutzmanagerin beim Kreis Stormarn. Doch was macht der Kreis konkret? „Mit den Extremwetter-Ereignissen wird die Sichtbarkeit des Klimawandels nun auch hier vor Ort größer. Dies verschafft weiteres Verständnis in der breiten Bevölkerung und fördert die Bereitschaft bei vielen Bürgern zu handeln“, hat Munzel feststellen können. Zudem seien die Berichte der Klimaforscher beim Kreis ernst genommen worden, sagt Munzel. Bereits am 21. Juni 2019 habe der Kreistag per Beschluss das Ziel gesetzt, alle Maßnahmen zu ergreifen, die auf Kreisebene möglich seien, um das 1,5- Grad-Klimaziel einzuhalten. Das bedeutet: Die nicht mehr aufhaltbaren Folgen des Klimawandels sollen eine Erwärmung von 1,5 Grad nicht überschreiten.
„Ein wichtiger Faktor ist aktuell die Fortschreibung des Klimaschutz-Programms“, erklärt die Klimaschutzmanagerin. Am 17. Dezember 2021 sei ohne Gegenstimme das „Klimaschutzprogramm 2021 auf dem Weg zur klimaneutralen Verwaltung“ beschlossen worden. Hier liegt das Ziel – wie der Name schon sagt – darauf, dass die Verwaltung bis 2040 klimaneutral arbeitet.
Unter anderem gehören dazu entsprechend umgerüstete Gebäude. Außerdem soll im Bereich „Beschaffung“ der Gedanke der Nachhaltigkeit viel mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Dieses Thema werde in einer internen Arbeitsgruppe unter dem Motto „Verwaltung 2030 – Handlungsfeld Klimaschutz“ bearbeitet. Bei den eigenen Projekten könne sie als Klimaschutzmanagerin der Kreisverwaltung natürlich besonders effektiv agieren. Das gelte für die eigenen Gebäude, aber auch für die Ver- und Entsorgung im Kreis oder auch bei den Themen ÖPNV, Mobilität, Abfallwirtschaft oder, ganz niedrigschwellig, im Bereich der Sensibilisierung der Mitarbeiter für das Thema. Ziel sei es auch, dass eine klimaneutrale Kreisverwaltung Vorbildfunktion für die Kommunen habe. In Sachen Mobilitätswende sei es in Stormarn aktuell entscheidend, die Radinfrastruktur mit dem angepassten Radverkehrskonzept bedarfsorientiert weiterzuentwickeln. Ungefähr 2000 Bürger haben sich laut Munzel an der Fortschreibung des Konzepts beteiligt.
Es sollen bestehende Lücken zwischen Radwegen geschlossen und Sicherheitsprobleme beseitigt werden. Das sei entscheidend, um die Attraktivität des Radfahrens zu erhöhen. Für mehrere Bürgermeister und Landrat Dr. Görtz ist der Umstieg vom Pkw auf das Fahrrad ein wichtiger Faktor im Rahmen der Verkehrswende und somit für das Vermeiden von Kohlendioxid-Ausstoß.

Kreis Stormarn seit Jahrzehnten im Klimaschutz aktiv

Munzel betont, dass der Kreis Stormarn bereits seit Jahrzehnten den Klimaschutz im Auge habe. So sei man 1995 dem Klima-Bündnis beigetreten, um per Selbstverpflichtung die Treibhausgasreduktion zu erreichen. Dafür wurde extra eine Klimaschutz-Leitstelle eingerichtet und bereits 1996 das erste Klimaschutz-Programm auf den Weg gebracht. Seit 25 Jahren werde dieses überarbeitet und fortgeschrieben.
Laut vorliegender Statistiken sei es im Vergleich mit den Werten aus dem Jahr 1990 bereits gelungen, in Stormarn bis 2020 23 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren. Die Treibhausgas-Emission liege aktuell bei ungefähr zwei Millionen Tonnen CO2. Dabei stammen laut Munzel die meisten Emissionen in Stormarn aus den Bereichen Verkehr und aus dem Sektor „Stationäre Energie“. Hier seien die Hauptverursacher Privathaushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Industrie.
Daher konzentriere man sich aktuell beim Klimaschutz-Programm vor allem auf diese Bereiche. „Hier fungiert der Kreis allerdings vor allem als Beratungsinstanz und bietet Hilfestellung bei den ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen an“, sagt Munzel. Es seien in den letzten Jahren insgesamt in elf Orten Klimaschutz-Manager eingestellt worden. Zwei weitere Stellenbesetzungen seien aktuell geplant.
„Sie setzen direkt vor Ort wertvolle Projekte um“, sagt Anne Munzel. Insgesamt seien bisher 150 Maßnahmen realisiert worden. Die Unterstützung der Kommunen habe dazu geführt, dass mögliche Klimaschutz-Förderungen in Stormarn besonders gut genutzt werden.
Der Aufbau eines Klimaschutz-Netzwerks Stormarn mit den verschiedenen Managern in den Kommunen sei eine Chance, zielgruppengerecht individuelle Projekte vor Ort umzusetzen. Allerdings sei es durch die Kooperation auch möglich, dass kommunenübergreifende Projekte initiiert und gemeinsame Ziele vereinbart werden können, merkt die Klimaschutzmangerin beim Kreis Stormarn abschließend an.

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