Stormarner Tageblatt 25.08.2022
Dieser Sommer macht Vegetation der Keisstadt stark zu schaffen / Hoffen auf verregnete Wochen
Patrick Niemeier
Der Boden in den noch recht frisch angelegten Beeten ist trocken, die Blumen lassen die Blüten und Blätter hängen und einige Bäume leiden unter Trockenbruch – dieser Sommer ist keine leichte Zeit für die Vegetation in Bad Oldesloe. Und während mancher Freibad- und Strandbesucher noch von „Top-Wetter“ sprechen, steht längst fest, dass die Hitze und die Dürre ein echtes Problem sind.
Und nach allem was man weiß, ist das August-Extremwetter eine Auswirkung des Klimawandels. „Wir müssen deutlich mehr wässern als in vergangenen Jahren“, sagt Dirk Blanke, Leiter des Bauhofs in Bad Oldesloe. „Es ist ein deutlicher Mehraufwand, sodass wir mit anderen Aufgaben nicht hinterherkommen“, führt er weiter aus. Da sei es schon ein kleiner, ironischer Vorteil, dass die Grünflächen im Stadtgebiet unter der Hitzewelle so sehr leiden, dass die Mitarbeiter des Bauhofs aktuell auf das Rasenmähen verzichten können.
Punktuelle Regenfälle ohne positiven Effekt
So mancher Bürger verweist in solchen Momenten auf die punktuellen Regenfälle der vergangenen Wochen, die es in den vergangenen Wochen durchaus mal gab. Doch dabei handelte es sich vor allem um relativ kurze, unwetterhafte Starkregenereignisse. Wie Blanke und sein Team wissen, reiche das aber nicht für einen positiven Effekt. Im Gegenteil: Die Böden seien so trocken, dass das Wasser gar nicht richtig in die Erdschichten durchdringe, sondern nur die Oberfläche weggeschwemmt werde.
„Da die Trockenheit bereits einige Monate anhält und auch die einzelnen Schauer keine Erleichterung gebracht haben, ist der Baubetriebshof mit zwei Wasserwagen beziehungsweise Gießwagen im Stadtgebiet unterwegs“, erklärt Blanke. Ein paar Regengüsse bringen gar nichts. Wünschenswert sei das. was so manche Bürger noch als „schlechtes Wetter“ bezeichnen: „Ein, zwei Wochen durchgängiger Landregen“.
Bereits im Frühjahr hat sich der Bauhof in der Kreisstadt auf einen möglicherweise trockenen Sommer vorbereitet. Es wurde ein spezieller Geräteaufbau angeschafft, der über ein fast 3000 Liter fassenden Wasserbehälter verfügt.
„Mit diesem kann der Fahrer mittels eines vom Fahrersitz aus steuerbaren Gießarm gezielt die Pflanzungen wässern“, sagt Blanke. Es gebe noch ein zweites Fahrzeug, das ebenfalls mit 3000 Litern Wasser betankt werden kann, aber etwas komplizierter zu bedienen sei. Allerdings könne man damit auch Pflanzen erreichen, die nicht direkt in einem befahrbaren Bereich liegen. Einige Bäume im Stadtgebiet leiden sehr unter der Dürre. An diesen wurden Wassersäcke angebracht, die im Tröpfchenverfahren die Wurzeln bewässern. Die Säcke sind je mit 50 bis 100 Liter Wasser befüllt.
Viele Bäume erleiden Hitze-Schäden
Doch trotz aller Mühen sei davon auszugehen, dass viele Bäume in Bad Oldesloe durch die Hitzewelle Schäden erleiden werden, schätzt Dirk Blanke die Situation ein. Für die Vegetation sei es alles andere als ein „Supersommer“.
„Die Bäume können sich davon nicht kurzfristig erholen. Mit dem Absterben von einigen dieser Bäume und Pflanzen muss leider gerechnet werden“, sagt Blanke. Wenn es dann um Ersatz gehe, greife schon eine Art Klimaanpassungsmanagement. Man werde Baumarten auswählen, die resilienter gegen Trockenheit und Hitze sind.
„Das müssen nicht gleich Olivenbäume oder Palmen sein – wobei es sogar schon eine in Bad Oldesloe gibt. Kastanien sind ein Beispiel. Aber eine deutsche Eiche muss ich hier nicht mehr pflanzen bei den Klimaverhältnissen“, sagt der Oldesloer Bauhofleiter. Auch Fichten und Lärchen kommen mit den veränderten Rahmenbedingungen nicht gut zurecht. Allgemein sei das veränderte Klima nicht das, was viele als „klassisch deutsch“ geltende Bäume benötigen, das müsse man sich klar machen.
Tatsächlich gehört es zu den Aufgaben eines immer wichtiger werdenen Klimaanpassungsmanagements – das parallel zum Klimaschutz existieren sollte – passende Vegetation für die jeweiligen Regionen auszuwählen.
Denn abgesehen davon, dass durch Schutz-Maßnahmen verhindert werden soll, dass der Klimawandel sich weiter verstärkt, muss sich darauf eingestellt werden, dass der bereits nicht mehr aufzuhaltende Wandel eintritt und eben negative Auswirkungen mit sich bringt. Für Stormarn haben Experten des „Climate Service Center“ eine Zunahme von Hitzetagen, tropischen Nächten und Starkregenereignissen prognostiziert.
Kämpfer gegen den Klimawandel
Bei der Auswahl von Bäumen sollte beachtet werden, dass sie sowohl mit Hitze und Trockenheit besser klarkommen, aber zugleich auch einen beschattenden Effekt haben, heißt es in einem Schreiben des Umweltministeriums zu geförderten Maßnahmen im Bereich Klimaanpassung. Generell sind Bäume bekanntermaßen wichtig als Kämpfer gegen den Klimawandel. Da Bäume klimafeindliches Kohlendioxid aufnehmen und diesen per Photosynthese in Sauerstoff umwandeln, sind sie ein wichtiger Faktor, für ein Abschwächen des Klimawandels.
Das Austrocknen und Sterben von Bäumen in der aktuellen Hitze-Periode stellt also ein Problem auf mehreren Ebenen dar. Allerdings muss bei Neupflanzungen nicht nur darauf geachtet werden, dass die ausgewählte Baumsorte geeignet ist, sondern dass auch der richtige Standort gewählt wird. Ansonsten drohen die nächsten Probleme.