Kitas geraten in Finanznöte

Stormarner Tageblatt  26.08.2022

Kleine Kindertagesstätten beklagen, dass Pauschale der Stadt Bad Oldesloe zu niedrig

Patrick Niemeier

Geänderte Personalschlüssel und Mindestanforderungen nach dem neuen Kita-Gesetz, die verpflichtende Pflege einer Datenbank, Datenschutzverordnungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz oder wichtige Evaluierungsaufgaben – Kitas sehen sich seit einigen Jahren mit einer ganzen Reihe verschärfter Verwaltungsaufgaben konfrontiert.
Neben dem großen Fachkräftemangel ist dieser Bereich spätestens seit der Kita-Reform eine große Herausforderung gerade für kleine Einrichtungen geworden. Denn sie sind neben den pädagogischen Aufgaben verpflichtend. Während große Träger über eingespielte professionelle Verwaltungssysteme verfügen, müssen sich kleinere Kitas und von Eltern und Vereinen getragene Einrichtungen zum Teil einarbeiten. Somit muss auch dieser Bereich immer weiter professionalisiert werden. Auch die Finanzierungsströme aus Richtung Land, Kreis und Kommune sind davon abhängig, dass die Kita-Datenbank akkurat gepflegt ist.

Kleine Kita-Träger stehen vor Finanz-Problemen
Im Rahmen der Kitareform war eine Überarbeitung der Finanzierungsverträge zwischen Kitas und der Stadt Bad Oldesloe notwendig geworden. In diesen Verträgen wurde festgehalten, dass die Stadt den Einrichtungen sechs Prozent der pädagogischen Personalkosten als Verwaltungskostenpauschale zahlt. „Wie sich jetzt bei einer Abfrage herausstellte, ist das vor allem für kleine Einrichtungen aber nicht auskömmlich“, erklärt Bad Oldesloes Bürgeramtsleiter Thomas Sobzcak.
Vor allem kleinere Träger seien daher an die Stadt herangetreten und haben eine Erhöhung dieser Pauschale, beziehungsweise die Bezahlung einer Verwaltungskraft nach Tarif gefordert. Die Verwaltung präsentierte dazu der Politik eine Auflistung der gemeldeten Verwaltungskosten aller Kitas, die allerdings starke Abweichungen in den Details ihrer Angaben aufwiesen.
„Wir brauchen da eine größere Einheitlichkeit, um das überhaupt vergleichen zu können“, sagt der parteilose Stadtverordnete Andreas Lehmann. „Verbands- und Vereinszugehörigkeiten sind natürlich kein Bereich, der in die Verwaltungskosten fällt und den wir fördern sollten“, nannte er ein Beispiel. „Einige haben Öffentlichkeitsarbeit aufgeführt, andere wiederum nicht. Und wir haben erfahren, dass manche kleinen Träger sehr viel ehrenamtlich machen oder aus eigener Tasche und dass das hier gar nicht auftaucht“, sagt Lehmann. „Wir brauchen ehrliche Zahlen, die vergleichbar sind“, fügte Lehmann an.
Ähnlich sieht es Anita Klahn (FDP): „Es sollte eine Art Mindestbetrag geben. Also ich hätte gerne gewusst, was jede Kita mindestens braucht, um überhaupt öffnen zu können. So eine Art Sockelbetrag, der muss doch überall gleich sein“, sagte die ehemalige Landtagsabgeordnete, die in der FDP als ausgewiesene Bildungs- und Kita-Expertin gilt.
Wenn man diese Art Grundsockel habe, könne man schauen, welche Posten individuell noch dazu kommen, führte Klahn weiter aus. „Wir nähern uns sonst einer 10 Prozent Pauschale, die wir nicht haben wollten“, verdeutlichte sie ihre Haltung. „Einen Sockelbetrag herausarbeiten und somit einen Standard einpreisen, wäre aus unserer Sicht auch richtig“, sagt Hans-Jörg Steglich (Stadtfraktion). Die unterschiedlichen Kitas und ihre Angaben seien bei einigen Posten „zu schwer zu vergleichen“.
Allgemein stelle sich die Frage, warum große Träger, die über größere Verwaltungsapparate und große Synergieeffekt verfügen müssten, eine ähnliche Erhöhung wie kleine Träger bräuchten, hieß es aus SPD und CDU. „Warum die Verwaltungskostenpauschale so deutliche steigen soll, müsste in jedem Fall sehr gut begründet sein“, findet Carsten Stock (SPD).
Einig waren sich alle Fraktionen grundsätzlich, dass man die Vielfalt der Anbieter erhalten wolle. „Niemand soll in die Insolvenz getrieben werden. Bei den Vereinsgeführten Kitas haftet der Vorstand persönlich und dass werden sich Leute überlegen, ob sie das Risiko dann eingehen“, mahnte Lehmann. Man könne daher mit Anpassungen nicht ewig warten. „Wir brauchen eine schnelle Lösung, aber gleichzeitig ein Ergebnis der Gesamtevaluation – bevor eine Kita beschließt aus Kostengründen zu schließen“, so Lehmann. „Ich glaube ja noch immer daran, dass das Land sein Versprechen hält und ab 2025 nach der Evaluation sowieso – wie zugesagt – diese Kosten insgesamt übernimmt“, sagte Sobczak. Daher müsse es hoffentlich sowieso nur eine Übergangslösung werden.
Allerdings sehe er die Option auch nicht, dass eine Verwaltungskraft finanziert werde plus dann noch vier Prozent Verwaltungspauschale – wie ein Vorschlag lautete. „Ich frage mich dann schon, wofür dann die vier Prozent noch sein sollen“, sagte Sobczak.

Arbeitsauftrag für die Verwaltung

Die Vertreter im Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss einigten sich darauf, dass noch zu viele Fragen offen seien. Die Verwaltung solle daher die in der Finanzierungstabelle fehlenden Posten ausfüllen beziehungsweise eine besser Vergleichbarkeit der Zahlen herstellen.
Der Ausschuss wolle bis Mitte Oktober wissen, was für die Auskömmlichkeit der kleinen und großen Träger für Beträge notwendig seien. Im November soll dann über eine Anpassung der Pauschale für alle Einrichtungen entschieden werden. Denkbar sei dabei, dass die Erhöhung nur für die kleinen Träger beschlossen werde oder zumindest eine unterschiedliche Anhebung erfolgen werde.

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