Stormarner Tageblatt 29.08.2022
Stormarn erarbeitet einen neuen Regionalverkehrsplan / Bad Oldesloe hat einige Wünsche
Finn Fischer
Wer von der Kreisstadt aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Glinde oder Reinbek reisen will, der fährt meist über den Hamburger Hauptbahnhof. „Oder eben in 30 Minuten mit dem Auto. Wir sind der Meinung, dass der Süden Stormarn von Bad Oldesloe aus viel zu schlecht zu erreichen ist“, sagte Jürgen Schneider (SPD) im städtischen Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss.
Hintergrund: Kurz vor der Sommerpause hatte der Kreis Stormarn den fünften Regionalverkehrsplan (RNVP) zwecks Stellungnahmen an die Städte und Gemeinden geschickt. Im RNVP, der gemeinsam mit den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Herzogtum-Lauenburg erstellt wurde, werden ÖPNV-Ziele für die Jahre 2022 bis 2026 formuliert.
Auch die Busverbindung nach Südwesten halten die Oldesloer Ausschussmitglieder für unzureichend. Jens Wieck (CDU) machte das an einer konkreten Route fest. „Es gibt eine Buslinie von Hamburg-Poppenbüttel nach Stormarn aber die endet in Bargteheide. Die sollte bis nach Bad Oldesloe weitergeführt werden“, so der Lokalpolitiker. Vor allem für ältere Menschen sei das sinnvoll, die dort etwa Arzttermine wahrnehmen müssen.
Nicht nur die Busverbindungen selbst waren Thema im Ausschuss. Auch der Antrieb der Fahrzeuge. Die Grünen kritisierten, dass in Hamburg E-Busse wesentlich früher eingeführt werden als im Umland. „Es ist nicht einzusehen, dass die umliegenden Kreise, die ja auch im Hamburger Verkehrs-Verbund sind, zwei Jahre länger warten müssen“, sagte Wilfried Janson (Die Grünen). Bis 2030 solle auch hier die Umstellung abgeschlossen sein.
Doch nicht nur das. Auch unter den Kreisen selbst gibt es Unterschiede bei der Geschwindigkeit in der Umstellung der Busflotten. „Mir ist aufgefallen, dass in den übrigen drei Kreisen bereits 2023 und 2024 eine signifikante Anzahl von Elektrobussen eingesetzt wird und in Stormarn mal wieder nicht“, so Janson. Hier gebe es ein paar im Südkreis, „aber das ist dann auch alles.“
Nicht nur auf der Straße sondern auch zum Verkehr auf der Schiene hatte die Oldesloer Lokalpolitik einige Anmerkungen. So sei die Regionalbahn Hamburg-Lübeck aktuell total überlastet, die Züge teils verwahrlost und Radfahrern, so Janson, werde das Leben schwer gemacht: „Rad- und Fernverkehr gehen Hand in Hand und deswegen sollte das Mitnehmen von Fahrrädern kostenlos sein, wie im Hamburger Stadtgebiet.“ Denn auch Menschen mit wenig Geld sollten den ÖPNV optimal nutzen können.
Christian Löffler (Stadtfraktion) kritisierte den Zustand der Regionalbahn und mangelhafte Kontrollen durch Bahnpersonal: „Seit dem 9-Euro-Ticket gibt es so gut wie keine Zugbegleiter mehr, in den Zugtoiletten werden Drogen konsumiert und niemand kontrolliert das.“ Vor allem Freitag- und Sonnabendabend fühle man sich als Pendler ziemlich unwohl. Aber nicht nur das. Oft, so sein Eindruck, gebe es technische Probleme: Türen sind kaputt oder ganze Waggons gesperrt. „Die restlichen Abteile sind deswegen dann überfüllt“, so Löffler. Außerdem fehle es an vernünftigen Möglichkeiten, Fahrräder mitzunehmen.
Inga Maria Vosgerau (FDP) machte als Ursache überfüllte Züge nicht etwa mangelhaftes Bahn-Management aus, sondern die Radfahrer selbst: „Es ist ja so, dass durch die Fahrräder Sitzplätze wegfallen und die Züge sind voll und Leute sind genervt.“ Für die SPD ein schlechtes Argument gegen die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern. „Kinderwagen und Rollstühle sind auch kostenlos und das Problem muss anders gelöst werden“, sagt Miriam Huppermann (SPD). Pendler sollten hier nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Letztendlich stimmte auch die FDP für die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern außerhalb der Hauptverkehrszeiten von 6 bis 9 Uhr und 16 bis 19 Uhr.
Die Wählergemeinschaft Für Bad Oldesloe (FBO) beantragte die zügige Einführung des Halbstundentakts der Nordbahn Richtung Segeberg und eine Fahrradstation für die neue Haltestation am Steinfelder Redder. Alle Vorschläge fanden breite Zustimmung ohne Gegenstimmen.