Neues Gesetz löst Kita-Krise aus

Stormarner Tageblatt  10.10.2022

Bei der Versorgung mit Krippenplätzen kommt Bad Oldesloe aktuell nur noch auf eine Versorgungsquote von 54,7 Prozent

Patrick Niemeier

Der Schock saß tief in der Lokalpolitik, als sie durch den Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak kürzlich in einer Ausschusssitzung informiert wurde, dass die Situation der Kita- und vor allem der Krippen-Plätze in Bad Oldesloe deutlich angespannter ist, als vor einigen Monaten noch vermutet.
Wie auch unter anderem im benachbarten Reinfeld sorgen die Auswirkungen der Kita-Reform für massive Probleme. Das bestätigt der Fachbereich „Bürgerservice“ auf Nachfrage des Stormarner Tageblatts. Aus Sicht der Stadtverwaltung sei es so, dass das Land Schleswig-Holstein zumindest im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Verantwortung sei. Und genau dieser Personalmangel führe jetzt zu Problemen.

Betreuungsschlüssel nicht erfüllbar
Im Rahmen der Kita-Reform wurde auch für den Elementarbereich ein Betreuungsschlüssel mit 2,0 Fachkräften vorgegeben – bislang lag dieser bei 1,5 – obwohl bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich gewesen sei, dass für die Umsetzung in den Kindertageseinrichtungen vor Ort landesweit zu wenig Personal zur Verfügung stehe.
Ferner behindere die unklare Finanzierungssituation ab dem 1. Januar 2025, wenn das standardisierte und pauschalierte Standard-Qualitäts-Kosten-Modell (SQKM) landesweit endgültig in Kraft tritt, die Bereitschaft von Kommunen und freien Trägern, Kindertagesstätten neu zu errichten oder zu erweitern, ohne dass die langfristige Finanzierung gewährleistet sei.
Kurzum: Die angeblichen Verbesserungen der Kita-Reform haben für die Kommunen, die Träger und die Kitas selbst vor allem eine Verschlechterung der Betreuungssituation mitsichgebracht.
Doch wie wirkt sich das in Bad Oldesloe aktuell genau aus? Im Krippenbereich der Kinder von 0 bis 3 Jahren ist die Situation besonders angespannt. 448 Kinder waren in dieser Altersgruppe am 1. Juni 2022 in Bad Oldesloe gemeldet. Für diese stehen 253 Krippen-Plätze zur Verfügung. Dabei sind bereits 78 Plätze bei Tagespflegepersonen mit eingerechnet. Die Versorgungsquote liegt durch 23 Kinder, die nicht in Bad Oldesloe gemeldet sind, aber hier einen Krippenplatz haben und die 15 Kinder, die zwar in Bad Oldesloe gemeldet sind, aber auswärts einen Krippenplatz nutzen, bei 54,7 Prozent.
In diesem Bereich gibt die Verwaltung aber zu bedenken, dass nicht jedes Kind in Bad Oldesloe auch einen Krippenplatz nutzt. Die Unterversorgung ist allerdings trotzdem deutlich erkennbar.
Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren sieht die Versorgungsquote besser aus, hat aber auch mittlerweile eine deutliche Lücke. 807 Kinder zwischen drei und sechs Jahren waren zum 1. Juni 2022 in Bad Oldesloe gemeldet. Es stehen für sie 795 Plätze zur Verfügung. Allerdings gibt es neun Einzeltintegrationsplätze, die jeweils zwei Kita-Plätze belegen, sowie 66 nicht in Bad Oldesloe gemeldete Kinder, die hier Kitas besuchen.
Gleichzeitig besuchen 22 Kinder aus der Kreisstadt Kitas im Umland. Unter Berücksichtigung dieser Punkte komme man laut Bürgeramt auf eine Versorgungsquote von 92 Prozent. Heißt: Für acht Prozent der berechtigten Kinder gibt es in Bad Oldesloe keinen Kita-Platz.
Aktuell wisse die Stadt konkret von 13 Kindern im Kita-Alter, die trotz Anrechts keinen Kita-Platz erhalten haben. Die Verwaltung möchte bis Ende November potentielle Lösungsansätze ausarbeiten und dann dem Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss präsentieren, wie Stadtsprecherin Agnes Heesch mitteilt.

Rechtsanspruch auf Kita- und Krippen-Platz
Das Problem ist nämlich, dass vom ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt jedes Kind einen Rechtsanspruch auf eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung sowohl im Krippen- als auch im Elementarbereich habe. Zuständig dafür, dass dieser Quote erfüllt werden könne, sei der Kreis Stormarn.

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