Stormarner Tageblatt 11.10.2022
Holzbauweise bereitet Probleme: Mehrere Querungen in der Kreisstadt Bad Oldesloe marode
Patrick Niemeier
Bad Oldesloe trägt im Volksmund auch den Namen „Klein-Venedig an der Trave und Beste“. Das liegt daran, dass die Innenstadt quasi umgeben von der Trave auf einer Insel liegt. Entsprechend viele Brücken gibt es in und um den Innenstadtbereich sowie an den zahlreichen Wanderwegen rund um die Kreisstadt.
Eine ganze Reihe von ihnen sind aus Holz und genau das bereitet jetzt zunehmend Probleme. Eine Brücke über die Trave wurde vor Kurzem bereits zurückgebaut. Aktuell ist die Brücke über die Trave zwischen Krankenhaus und Travestadion gesperrt. Der Grund: Sie ist instabil.
Brücke am Krankenhaus muss gesperrt bleiben
„Zwischenzeitlich hat ein Ingenieur-Büro das Brückenbauwerk begutachtet und die Beibehaltung der jetzigen Sperrung für unbedingt erforderlich gehalten“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke. „Der Gründungspfahl Süd-West hat aufgrund von Fäulnis, Pilzbefall und damit einhergehender Querschnittsschwächung in Teilen versagt. Auch wenn die Brücke an sich zwar noch in seitlicher Neigung steht, so kann ein komplettes Versagen nicht ausgeschlossen werden, zumal sich die anderen drei Gründungspfähle in keinem viel besseren Zustand befinden“, erklärt der Verwaltungschef das Ergebnis der Begutachtung.
„Bei einer möglichen provisorischen Stabilisierung für eine eingeschränkte Brückennutzung erhalten wir im Rahmen der gesetzlich vorgeschrieben Brückenprüfung dennoch keine Freigabe zur Verkehrs- und Standsicherheit, das ist somit in Hinblick auf Kosten und Nutzen nicht zielführend“, sagt Lembke.
Die gesamten Holzgründungspfähle müssen erneuert werden. Sie sollen aus Stahl- und Beton gefertigt werden. Denn generell habe sich gezeigt, dass Holz nicht mehr die richtige Entscheidung bei den zu berücksichtigenden Witterungen sei. Daher sei auch zu überlegen, ob das Holzgeländer durch Stahl ersetzt werden könne.
Eine Behelfsbrücke werde nicht errichtet. Denn das stehe kostentechnisch in keinem Verhältnis zum erhofften Nutzen, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Das alles bedeute, dass es auf einen Brückenneubau hinauslaufe, wobei man eventuell den stählernen Überbau und möglicherweise auch die Stahlbetonwiderlager wiederverwenden könne. Doch auch zwei weitere Brücken seien in keinem guten Zustand. Dabei handele es sich um die Brücke zwischen Jugendherberge und Travestadion sowie eine Brücke am Wanderwerg zwischen dem Hohenkamp und den Baugebiet West IV.
„Bereits seit längerer Zeit gesperrt und politisch für den Komplettrückbau vorgesehen, ist außerdem die Bestebrücke hinter dem Penny-Markt in der Nähe der Besttorstraße“, sagt Lembke. Doch auch das wird nicht das Ende der Problemliste sein.
„Da sich im gesamten Stadtgebiet eine Vielzahl von Brücken in identischer Holzbauweise und ähnlicher Nutzungsdauer befindet, werden weitere Brückenersatzneubauten in den nächsten Jahren folgen, welches sich jetzt schon deutlich bei den Brückenprüfungen zeigt“, führt der Verwaltungschef aus.
Da es sich bei den aktuell drei Brückenbauwerken nicht mehr um eine Reparatur oder Sanierung handele, sondern jeweils um einen Ersatzneubau, benötige die Verwaltung entsprechenden zeitlichen Vorlauf. „Das beginnt mit der Bereitstellung von finanziellen Mitteln, Kampfmittelfreigabe, Bodengutachten, Objekt- und Tragwerksplanung, Abstimmungen mit anderen Behörden, Ausschreibung/Vergabe/Ausführung und so weiter“, zählt Lembke auf.
In der Verwaltung fehlten die Fachkräfte
Mit Blick auf die personelle Situation des Sachbereichs Verkehrs- und Grünflächen sind diese Aufgaben zurzeit nicht gleichzeitig und zeitnah realisierbar. Auch beauftragte Ingenieur-Büros haben aufgrund der derzeit hohen Auslastung bei fehlenden Fachkräften wenig freie Kapazitäten. „Selbst in der eigentlichen Bauausführung kommt es zu Bauzeitenverlängerungen durch Lieferengpässe für Baumaterialen und unerwartete Preissteigerungen“, sagt Lembke, der damit andeutet, dass das Thema Brücken die Stadt noch länger beschäftigen wird.