Darum fällt das Stadtfest wieder aus

Stormarner Tageblatt  24.10.2022

2020 fand die Oldesloer Veranstaltung wegen Corona nicht statt – und seither gar nicht mehr

Open-Air-Veranstaltungen wie das Pflasterart-Festival kommen gut an.  Patrick Niemeier
Open-Air-Veranstaltungen wie das Pflasterart-Festival kommen gut an. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Seit den 1980er Jahren hat Bad Oldesloe ein Stadtfest. Zunächst wurde es von der Stadt auf den Weg gebracht, bevor es in die Hände eines Profi-Eventgestalters gelegt wurde. Zwischenzeitlich wurde das Fest von Ehrenamtlern wiederbelebt, bevor es zuletzt 2016 und 2018 in einer Kombination aus Profiveranstalter und Ehrenamt auf die Beine gestellt wurde.
Die bisher letzten Veranstaltungen 2016 und 2018 waren ein Erfolg. Eigentlich war daher die Fortsetzung mit dem Konzept mit vor allem lokalen und regionalen Bands sowie Auftritten zahlreicher Vereine für 2020 angedacht und auch fertig geplant worden. Doch die Corona-Pandemie machte dem Event – wie vielen anderen – einen Strich durch die Rechnung. Zunächst wurde die Veranstaltung um ein Jahr verschoben und dann abgesagt.
Damals ging man davon aus, dass eine Neuauflage 2022 erfolgen würde. Doch auch dazu kam es durch die unsichere Pandemie-Lage nicht. Ein Fest dieser Größenordnung benötigt ungefähr ein Jahr Vorbereitungszeit inklusive Sponsorensuche und Co. Das bedeutet, dass es Ende 2021 hätte geplant werden müssen, als die Pandemie auf ihren bisherigen Höhepunkt mit sehr hohen Inzidenzen zusteuerte.
Zunächst hieß es aus dem Kulturbüro der Stadt und aus dem Büro des Bürgermeisters, dass 2023 ein Stadtfest stattfinden solle. Dafür solle eine Ausschreibung erfolgen. Mittlerweile hat Bürgermeister Jörg Lembke auf Nachfrage des Stormarner Tageblatts erklärt, dass es auch 2023 kein Stadtfest geben wird.
„Das Fest findet traditionell in den runden Jahren statt. Also 2024 wieder. Man kann sich da auch gut an Fußball WM und EM orientieren. 2024 ist die EM und auch das Stadtfest“, sagt Lembke. Aktuell wäre es sowieso schwierig mit Blick auf Energiekrise und die weiteren Auswirkungen der Corona-Pandemie einen passenden Veranstalter zu finden.
Denn in der Eventbranche haben im Rahmen der zahlreichen Absagen viele Fachkräfte ihren Job gewechselt oder auch Unternehmen sich umorientiert. So manche Agentur hat die Pandemie auch nicht überstanden. Zusätzlich ist es aktuell unklar, wie sich die Energiepreise entwickeln werden. Höhere Energiepreise würden für Veranstalter bedeuten, dass die Kosten steigen. Diese werden dann Einfluss auf die Standgebühren haben, die die Händler bezahlen müssen.
Gestiegene Kosten heißen auch, dass kleinere Budgets für Bandgagen oder Bühnen zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass Bühnenprogramme kleiner ausfallen müssen oder man nicht an das Niveau früherer Auflagen anknüpfen kann, wenn nicht relativ hohe Subventionen von Seiten der Stadt aus gezahlt werden.
Ein Kleinstadt-Fest wie in Bad Oldesloe ist daher für größere Agenturen kaum finanziell interessant und für kleinere Agenturen andererseits schwierig umzusetzen, ohne in ein hohes finanzielles Risiko zu gehen.
Diese Situation könnte sich durch eine Entspannung im Bereich der Kosten aber bis 2024 wieder ändern. Noch steht es daher aber nicht fest, wie die Stadtfest-Tradition in Bad Oldesloe – und anderen Kleinstädten – attraktiv fortgesetzt werden kann.
Denn wenn Veranstalter gezwungen sind, ihre Einnahmen zu erhöhen, werden sie versuchen, mehr Budenstandplätze zu vermieten, um die Einnahmen zu erhöhen.
Dabei kann man dann nicht mehr qualitativ so wählerisch sein. Das führt wiederum zur Entstehung von „Ramsch-Ecken“ mit fliegenden Händlern, die billige Waren anbieten, was in der Konsequenz die Attraktivität des Festes senkt.
Die bisher erfolgreichste Innenstadt-Veranstaltung in der Oldesloer Innenstadt seit der Lockerung der Corona-Regeln war das Pflasterart-Straßenkünstlerfestival 2022. Eine Weile war auch der Chorwettbewerb „Choralle“ in der Form beworben worden, dass er für etwas Stadtfestatmosphäre in der Fußgängerzone sorgen werde.
Allerdings konnte das Konzept des wertigen und niveauvollen Sänger-Wettstreits diesen Erwartungen nicht gerecht werden. Hinzu kam ein äußerst regnerisches Herbstwetter am Veranstaltungswochenende, das fast jedem Open-Air-Event die Atmosphäre raubt.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.