Mehr Geld, Fortbildung, Kita-Plätze für Mitarbeiter-Kinder

Stormarner Tageblatt  10.11.2022

So könnte die Situation in den Kindertagesstätten verbessert werden

Bad Oldesloe Wie kann der Kollaps der Kinderbetreuung noch verhindert werden? Wie kann dem Fachkräftemangel effektiv etwas entgegengehalten werden? Damit haben sich die Leitungen der Kitas in Bad Oldesloe beschäftigt. Sie haben der Verwaltung, der Lokalpolitik, dem Kreis und dem Land ganz konkrete Wünsche übermittelt.
Eines der Hauptprobleme sei, dass die Ausbildung ohne Vergütung komplett unattraktiv sei. „Wer sich als junger Mensch entschließt, direkt nach der Mittleren Reife diese Ausbildung zu beginnen, steht vor bis zu fünf Jahren Ausbildung ohne Gehalt“, heißt es in einem Statement der Oldesloer Kita-Leitungen. Es gebe Fördermöglichkeiten, aber diese seien zu unbekannt. „Und nicht zuletzt bedeuten diese auch häufig eine Verschuldung zu Berufsstart“, führen die Leitungen weiter aus. Hier müsse man reagieren.
Das könne auf Landesebene durch eine Überarbeitung der Ausbildungsvergütung geschehen oder über den Ausbau der Angebote einer praxisintegrierten Ausbildung (PiA) für Erzieher. Eine dieser Stellen pro Jahr und Kita solle zum Standard werden und gemeinsam von Stadt und Land finanziert werden.
Wichtig sei neben der Ausbildung zur Gewinnung von Nachwuchsfachkräften aber auch, dass das bestehende Personal sich besser fortbilden könne. Dafür sollten die Fördersätze für Fortbildung, pädagogische Fachberatung und Qualitätsmanagement angehoben werden, lautet eine Forderung.
Außerdem soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dadurch verbessert werden, dass die Kinder pädagogischer Fachkräfte bei Kita-Plätzen in Bad Oldesloe bevorzugt werden. Und das auch, wenn die Mitarbeiter nicht in der Kreisstadt leben.
Es sollten außerdem zusätzliche Förderbeträge für teambildende Maßnahmen, Veranstaltungen zur Förderung der Mitarbeiterzufriedenheit und ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt werden. Es müsse zudem Jobtickets und die Möglichkeit von Einmalzulagen für herausragende Leistungen geben. Diese sollten gefördert oder als Personalkosten anerkannt werden.
Ein weiterer Schritt könne aus Sicht der Kita-Leitungen der sein, dass es Quereinsteigern mit entsprechender Vorbildung vereinfacht wird, in Kitas zu arbeiten. So sollten ausländische Qualifizierungen schneller anerkannt oder deren Anerkennung überhaupt erst möglich gemacht werden.
Auch die Zusatzqualifizierung für zum Beispiel Ergotherapeuten oder Logopäden, die in Kitas arbeiten wollen, solle in dem Sinne beschleunigt werden, dass sie praxisbegleitend passiert und nicht bevor überhaupt in einer Kita gearbeitet werden dürfe. Allerdings – so schränken die Kita-Leitungen ein – könne das nur als Übergangslösung genutzt werden, um für eine kurzfristige Entspannung zu sorgen.
„Weniger qualifizierte Fachkräfte führen zu weniger Qualität in pädagogischer Arbeit“, betonen die Kita-Leitungen unisono. Das Bild der Arbeit in einer Kita müsse generell positiver dargestellt werden. „Der veröffentlichte Stellenwert des Berufsbildes muss dringend redigiert werden. Nur negative Beispiele verfestigen sich in den Köpfen und tragen nicht zur Verbesserung bei. Neue Impulse werden gebraucht, die in die Zukunft gerichtet sind“, machen die Kita-Leitungen deutlich. „In den Kitas werden Grundsteine gelegt für das soziale Miteinander und individuelle Kompetenzentfaltung“, betonen die Einrichtungen selbstbewusst ihre gesellschaftliche Bedeutung.
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