Woolworth kommt in die City

Stormarner Tageblatt  11.11.2022

Nachmieter für die Rohde-Immobilie in Bad Oldesloe gefunden

Das Modehaus Rohde verlässt Bad Oldesloe nach zehn Jahren.  Patrick Niemeier
Das Modehaus Rohde verlässt Bad Oldesloe nach zehn Jahren. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Nach zehn Jahren endet die Zeit des Modehauses Rohde in Bad Oldesloe, das 2013 in die Kaufhaus-Immobilie in bester Fußgängerzonenlage am Marktplatz eingezogen war. Den Abschied bedauern die Stadtverwaltung, viele Kunden und auch die Wirtschaftsvereinigung. Agnes Heesch, bei der Stadt auch für die Wirtschaftsförderung zuständig, hatte kürzlich zum Ausdruck gebracht, dass man sich gefreut hätte, wenn das Modehaus langfristig in Bad Oldesloe geblieben wäre.
Der Besitzer Jan Rohde hatte sich in den vergangenen Jahren aktiv in die Gestaltung von Innenstadt-Events mit eingebracht. So zum Beispiel bei Verkaufsoffenen Sonntagen oder auch beim Laternenumzug durch die Fußgängerzone.
Auch Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung, betonte, dass das Modehaus qualitativ und vom Segment her genau richtig in der Kreisstadt gewesen sei. Daher sei man jetzt umso enttäuschter, dass der Nachfolger an diesem Standort „Woolworth“ heiße. Auf Job-Plattformen sucht das Unternehmen bereits nach Mitarbeitern für den neuen Standort in Bad Oldesloe.
„Der Wunsch nach einem Kaufhaus war zwar in Bad Oldesloe vorhanden, aber natürlich dachten wir da qualitativ schon an etwas anderes. Wir müssen umso mehr schauen, dass wir die Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone auf andere Art und Weise weiter erhöhen“, sagt Brandstetter.
Im ersten Quartal 2023 werde „Woolworth“ in die Räumlichkeiten einziehen. Die 1879 in den USA gegründete Kette gilt als eine Art Kaufhaus-Discounter. Laut eigenen Angaben ist Woolworth die am stärksten wachsende Kaufhauskette. Man eröffne jährlich rund 100 neue Kaufhäuser in Deutschland. Man verfolge als Unternehmen das Ziel in Deutschland 1000 Kaufhäuser zu betreiben. Im März sei auf dem Weg dahin die 500. Filiale eröffnet worden.
Daher reagiert die Wirtschaftsvereinigung auch so verhalten. Denn qualitativ sei das durchaus ein Abstieg für das Angebot in der Fußgängerzone und insgesamt nicht das, was sich für die Kreisstadt gewünscht wurde.
Wird hier also eine Aufwertungschance am Marktplatz verspielt? Im Endeffekt entscheiden sowieso die Vermieter, wer sich ansiedelt. Darauf hatte Heesch kürzlich hingewiesen. Die Stadt könne helfen und vermitteln, die Entscheidung liege dann im privatwirtschaftlichen Bereich.
„Das Einkaufsverhalten ändert sich und auch der Charakter einer Innenstadt. Wir müssen sehen, dass wir dort jetzt in anderer Art und Weise aufwerten. Als Aushängeschild am Marktplatz taugt Woolworth nicht so wirklich. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten, wie man eine Innenstadt attraktiver machen kann“, sagt Brandstetter.
Sowohl die Wirtschaftsvereinigung als auch das Einzelhandelsgutachten hatten in jüngerer Zeit auf andere Segmente als weitere Billig-Angebote hingewiesen. „Wir sollten daran denken, dass wir den Marktplatz beleben, Events in der Innenstadt haben, Cafes und Restaurants noch bessere Möglichkeiten für besondere und individuelle Einkaufserlebnisse bieten“, sagt Brandstetter. „Die Themen sind alle bekannt. Wir müssen das nur umsetzen und keine Zeit mehr verlieren“. Allerdings könne ein Geschäft mit umfangreichem Warenangebot wie Woolworth auch durchaus für Kundenverkehr sorgen und ist sicherlich besser als der Leerstand einer Immobilie direkt am Marktplatz.

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