Darum läuft es auf dem Recyclinghof jetzt bargeldlos

Stormarner Tageblatt  22.12.2022

Auch der Recyclinghof Elmenhorst/Lanken hat jetzt eine Schranke.  Guido Behsen
Auch der Recyclinghof Elmenhorst/Lanken hat jetzt eine Schranke. Guido Behsen

Elmenhorst „Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier“, weiß Olaf Stötefalke, Sprecher der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Darum hat es ihn auch nicht gewundert, dass die Ankündigung des bargeldlosen Zahlungssystems für die 13 Recyclinghöfe in Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg von vielen Kunden kritisiert wurde.
„Wir leisten gerade viel Überzeugungsarbeit und das wird auch noch etwas länger so sein“, ist Stötefalke sich bewusst.
Zusammen mit AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel nennt er gegenüber unserer Zeitung die Gründe für die Umstellung.
Corona: „In der Corona-Pandemie wurde etwa die Entsorgung von Sperrmüll mangels Alternativen zu einer Art sozialem Event“, erinnert sich Dennis Kissel. „Um die Hygienestandards einzuhalten, mussten wir die Zahl der Kunden, die sich gleichzeitig auf dem Hof befinden, reduzieren.“ Die Regelungen seien dann aber für Personal und Kundschaft gleichsam komfortabel gewesen. Kissel: „Man konnte von einem angenehmen Entsorgungserlebnis sprechen.“
Das sogenannte Parkhaus-System, das ab Januar 2023 auf allen AWSH-Recyclinghöfen gilt, trage den Corona-Anforderungen Rechnung. „Es zählt, wie viele Kunden gerade auf dem Gelände sind“, weiß Kissel. „Es trägt zur Regulierung und letztlich zur Beschleunigung der Abläufe bei.“ Der Kunde zieht bei der Einfahrt am Automaten eine Service-Karte. Die wird dann vom Personal mit den Gebühren belastet. Diese wiederum zahlt der Kunde nach der Entsorgung seines Mülls entweder an einem Terminal auf dem Hof oder an einem Automaten bei der Ausfahrt.
Verantwortung: „Wir haben auf den Recyclinghöfen zum Teil mit erheblichem Bargeldverkehr zu tun. Das bedeutete für die Mitarbeiter auch eine tägliche Abrechnung, für die sie am Ende haften“, erklärt Kissel. „Wenn dann am Ende des Tages mal 100 Euro in der Kasse fehlten, fiel das auf die Mitarbeiter zurück.“ Ein dem Geschäftsführer zufolge „untragbarer Zustand“.
Kriminalität: „Das Geld landet nach Feierabend im Tresor auf dem Gelände des Recyclinghofs“, führt Dennis Kissel weiter aus. „Das blieb auch Kriminellen nicht verborgen. Wir hatten es zuletzt auf allen Höfen regelmäßig mit Einbruchsversuchen zu tun.“ Wenn die AWSH-Mitarbeiter die Einnahmen zu Bank bringen, seien sie zum Teil mit erheblichen Summen unterwegs: „Auch dieses Risiko möchten wir ihnen nicht mehr zumuten.“
Personalmangel: „Es gab den Vorwurf, wir wollten mit der Maßnahme Personal einsparen, das stimmt aber nicht“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. Vielmehr wolle man, dass sich die Mitarbeiter um ihre eigentlichen Aufgaben kümmern können statt um Geldwechsel. „Und da gibt es bei rund 600000 Kunden jährlich genug zu tun.“ Richtig sei, dass der Fachkräftemangel auch die AWSH betreffe. „Wir suchen also eher Personal, als das wir es einsparen wollen“, stellt Geschäftsführer Kissel klar. Abfallwirtschaft bleibe ein „personalintensives Geschäft“.
Laut AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke seien manche Verbraucher grundsätzlich skeptisch gegenüber der Kartenzahlung. Da sei eben Überzeugungsarbeit gefragt: „Vorbehalte, wir würden unsere Kunden kontrollieren oder gar überwachen, lassen sich im Gespräch in der Regel ausräumen.“
gbe

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