Das war 2022, dies steht 2023 an

Stormarner Tageblatt  31.12.2022

Oldesloer Bürgermeister Jörg Lembke zu seiner Wiederwahl und den nächsten Herausforderungen

Bürgermeister Jörg Lembke am Abend des 8. Mai, nachdem feststand, dass sein Herausforderer Tom Winter ihn nicht mehr einholen kann.  Patrick Niemeier
Bürgermeister Jörg Lembke am Abend des 8. Mai, nachdem feststand, dass sein Herausforderer Tom Winter ihn nicht mehr einholen kann. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Neujahr 2022 ahnte man noch nicht, welche großen Herausforderungen durch die sich im Frühjahr nochmal verschärfende Corona-Situation und durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine auf die Welt, Europa, Deutschland und somit auch auf Bad Oldesloe zukommen würden. Und in der Kreisstadt stand zudem noch nicht fest, wer Ende des Jahres auf dem Chefsessel im Rathaus sitzen würden.
Denn mitten in die großen Krisen fielen die Neuwahlen in der Kreisstadt. Am 8. Mai wurden die Oldesloer an die Wahlurnen gerufen. Eine recht breite Koalition aus SPD, Linke, Grünen, Stadtfraktion und der parteilose Andreas Lehmann stellten sich hinter Tom Winter. Nach und nach bekannten sich derweil CDU, Freie Wähler, FDP und FBO zum Amtsinhaber Jörg Lembke.
Somit gab es quasi eine Wahl zwischen dem Favoriten des rot-grünen und des konservativ-liberalen Lagers in Bad Oldesloe. Nach einem eher zähen, zumeist aber fairen und unspektakulären Wahlkampf setzte sich am 8. Mai Amtsinhaber Jörg Lembke recht deutlich mit 64,57 gegen 35,43 Prozent durch.

Im Interview mit Redakteur Patrick Niemeier spricht er über seinen Wahlsieg, aber vor allem über die Herausforderungen und großen Projekte in Bad Oldesloe im Jahr 2022.

Wie froh sind Sie, dass sie nach der gewonnenen Wahl ihre Arbeit noch einige Jahre als Verwaltungschef für Bad Oldesloe tätig sein können, beziehungsweise dürfen?
Ich wäre ja nicht zur Wiederwahl angetreten, wenn ich mich nicht auf weitere sechs Jahre freuen würde. Ganz besonders hoffe ich, dass die vielen Projekte, die ich in den ersten sechs Jahren anschieben konnte, nun auch zur Umsetzung gelangen können, damit Bad Oldesloe im Jahr 2028 ein ganz anderes Gesicht erhält.

Was waren aus Ihrer Sicht die drei größten Herausforderungen im zurückliegenden Jahr in Bad Oldesloe?
Der Ukraine-Krieg, der uns Anfang des Jahres überraschte und für eine große Zahl flüchtender Menschen sorgte, war sicher die größte Herausforderung in diesem Jahr. Nicht zuletzt, weil daraus viele Dinge resultierten, die uns ebenfalls stark beschäftigten.
Neben der Frage, wie wir die zusätzlichen Menschen unterbringen, war es ja auch die Schwierigkeit der steigenden Energiepreise, der Gefahr einer Gasmangellage und – ebenfalls daraus resultierend – die galoppierende Inflation, die uns in allen Bereichen des Lebens unkalkulierbare Preissteigerungen bescherte.

Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?
Obwohl ich ja bereits vor sechs Jahren begonnen hatte, die Verhandlungen zur Übernahme des sogenannten „Nickel-Parkplatzes“ zu führen, wurde der Erfolg meiner Bemühungen ja erst in diesem Jahr wirklich sichtbar. Der Schandfleck in Form des seit Jahren ungenutzten Gebäudes ist verschwunden und wir haben nun, nachdem die Stadt Bad Oldesloe auch Eigentümerin wird, auch die Möglichkeit, dieses zentrale Grundstück in der Innenstadt zu überplanen.
Außerdem ist es unserem Eigenbetrieb Stadtwerke gelungen, den Zuschlag für den Bau von vier Windkraftanlagen zu erlangen, die derzeit gerade in Schadehorn entstehen und so zumindest rechnerisch dafür sorgen, dass die Stadt Bad Oldesloe zukünftig bei der Stromproduktion autark sein wird. Natürlich werden wir mit dieser Produktion auch Geld verdienen, das wiederum den Bürgern der Stadt zugutekommen wird.

Welche Projekte hätten Sie 2022 noch gerne umgesetzt?
Schon seit Jahren hätte ich gern die Sanierung der Hagenstraße umgesetzt, für die wir ja bereits 2017 eine Planung vorgelegt hatten. Die politischen Beschlüsse für diese Maßnahme waren aber nicht vorhanden, da man sich zunächst für die Erstellung eines Verkehrsentwicklungskonzepts für die gesamte Stadt entschlossen hatte. Ich hoffe, dass wir, nach dessen Fertigstellung nun in den kommenden Jahren zu einer entsprechenden Einigung kommen werden.
Genauso sehr hoffe ich, dass es uns gelingen wird, die längst überfällige Bebauung des ehemaligen VHS-Geländes in der Königstraße voranzutreiben, da Wohnraum in Bad Oldesloe dringend benötigt wird.

Was lief deutlich besser oder schlechter als gedacht 2022?
Die Schwierigkeit mit den Kriegsfolgen umzugehen und eine seit den Sommerferien anhaltende Krankheitswelle haben die Pläne, die wir in der Verwaltung hatten, deutlich auf den Kopf gestellt. Viele Prozesse mussten an die Gegebenheiten angepasst werden.
Gleichzeitig wurde es auch immer schwieriger Handwerksunternehmen zu finden, die in der Lage waren, für uns zu arbeiten, weil die Probleme dort die gleichen waren. So mussten zahlreiche Projekte verschoben werden, die wir eigentlich schon als in diesem Jahr erledigt verbucht hatten.
Auf der anderen Seite lief die Personalgewinnung insbesondere in der zweiten Jahreshälfte gut. Wir konnten viele leere Stellen besetzen. Zugleich blieben alle Auszubildenden bei der Stadtverwaltung, sodass wir nach und nach die vorhandenen Personallücken füllen konnten.
Dennoch bleibt die Personalgewinnung ein schwieriges Geschäft, wie man ja auch bei den Kindergärten der Stadt beobachten kann.
Sehr zufrieden bin ich nach wie vor mit der Entwicklung der Haushaltslage. Auch wenn wir zum Jahresbeginn häufig negative Ergebnisse planen, haben wir in den vergangenen Jahren stets Haushaltsüberschüsse erwirtschaftet. Die Stadtverordnetenversammlung hat dies ja auch zum Anlass genommen, für das kommenden Jahr die Grund- und Gewerbesteuern zu senken.
Ich gehe auch für die künftigen Jahre trotz steigender Energiekosten davon aus, dass wir auf Kreditaufnahmen verzichten können.

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