Stormarner Wochenschau: Gewinner, Verlierer und gute Vorsätze

Stormarner Tageblatt  31.12.2022

Gewinner, Verlierer und gute Vorsätze

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

von Patrick Niemeier und Guido Behsen

Zwei Seiten der goldenen Medaille
Ganz gleich, ob in Stormarn dieser Tage auf das Jahr 2022 zurückgeschaut oder ein Blick auf 2023 gewagt wird – fast immer fällt die Beurteilung zwiespältig aus. Auf der einen Seite ist da der wohlhabende Kreis mit hervorragenden Perspektiven. Unlängst stellte der Prognos Zukunftsatlas bereits zum wiederholten Mal fest, dass Stormarn besser für die Zukunft gewappnet ist als jeder andere Kreis in Schleswig-Holstein. Egal ob „Wettbewerb und Innovation“ oder „Wohlstand und soziale Lage“, die Region zwischen Hamburg und Lübeck schneidet im Landesvergleich besonders gut ab. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Landrat Dr. Henning Görtz und Kreispräsident Hans-Werner Harmuth in ihrem Grußwort an die Stormarner zum Jahreswechsel. „Der Haushalt des Kreises ist schuldenfrei und wir konnten die Kommunen durch eine Senkung der Kreisumlage weiter entlasten“, heißt es darin unter anderem und weiter: „Mehr Familien können die Geschwisterermäßigung für Hort, OGS, Kita und Krippe in Anspruch nehmen. Die Tafeln im Kreis erhalten mehr Unterstützung. Die
Aufwendungen für Menschen mit geringem Einkommen oder besonderen Hilfebedarfen steigen.“ Fazit: „Wir freuen uns, dass sich unser Kreis Stormarn trotz aller Schwierigkeiten weiterhin auf einem guten Weg befindet.“ Womit die Kehrseite der Medaille sichtbar wird. „Trotz aller Schwierigkeiten“, damit ist nicht weniger gemeint als eine Welt, die in einem vor einigen Jahren noch undenkbaren Maß von Krieg und Krise beherrscht wird. Das macht auch vor den Menschen in Stormarn nicht halt. Verglichen mit den Schrecken, die Menschen im Osten Europas seit Februar erleiden müssen (mehr als 3000 geflüchtete Ukrainer haben inzwischen in Stormarn Schutz gefunden), scheinen unsere Probleme zwar kaum der Rede wert, unsere Ängste „typisch deutsch“ und übertrieben. Aber dass die Mittel für die Tafeln und die Aufwendungen für Menschen mit wenig Geld in Stormarn steigen, zeigt: Auch in unserem reichen Kreis gibt es nicht nur Gewinner, gibt es echte Not. Die in den Rück- und Ausblicken deutlich gemachte Demut ist daher mehr als angebracht. Eine Oase des Wohlstands wird Stormarn nicht ohne gemeinsame Anstrengungen bleiben. Von einem vorderen Platz im Zukunftsatlas kann sich noch niemand etwas kaufen.

Das Vorhersehbare
Man wird es an den Werbeprospekten sehen – in den nächsten Wochen haben Fitnessstudios und Ausrüstung für Jogging und Co. genauso Hochsaison wie Diätbücher und Ernährungsberater und „Rauch-Entwöhnung“. Das Hintergrund ist klar: Das neue Jahr beginnt mit guten Vorsätzen. Doch das ist doch eigentlich totaler Quatsch. Wer wirklich etwas ändern will, der kann das jeden Tag im Jahr starten. Zumeist ist das Warten auf Neujahr eine Ausrede, wenn man ehrlich ist. Ein Wunsch also für 2023: Dinge sofort anpacken und nicht aufschieben.

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