Immer mehr „Best Ager“

Stormarner Tageblatt  13.01.2023

So stellt sich der Kreis Stormarn auf seine alternde Bevölkerung ein

Die Bevölkerung wird älter. Henning Görtz (Landrat), Edith Ulferts (Leiterin Fachbereich Soziales und Gesundheit) und Christiane Clobes (Leiterin des Gesundheitsamtes) sehen den Kreis Stormarn deshalb vor Herausforderungen.  Finn Fischer
Die Bevölkerung wird älter. Henning Görtz (Landrat), Edith Ulferts (Leiterin Fachbereich Soziales und Gesundheit) und Christiane Clobes (Leiterin des Gesundheitsamtes) sehen den Kreis Stormarn deshalb vor Herausforderungen. Finn Fischer

Finn Fischer

Es gibt immer mehr alte Menschen. Diese Entwicklung will der Kreis Stormarn jetzt verstärkt in den Fokus nehmen. Denn die Auswirkungen sind jetzt – eigentlich schon seit Jahren – zu spüren. Etwa auf dem Arbeitsmarkt. Landrat Henning Görtz erklärt das am Beispiel seiner Verwaltung. „Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird rund ein Drittel der Kollegen in den Ruhestand gehen und allein durch Nachwuchskräfte werden wir das nicht auffangen können“, sagt Görtz.
Ein ähnliches Bild ergebe sich auch in der freien Wirtschaft. In der Arbeitswelt müssten daher auch andere Wege gefunden werden. Auch der Wohnungsmarkt wird sich auf die alternde Bevölkerung noch besser einstellen müssen. Wohnraum werde zwar geschaffen, so der Landrat, aber nicht immer der vorwiegend benötigte. In Stormarn gibt es einen Bedarf an etwa 1000 neuen Wohnungen jährlich. Tatsächlich gebaut wurden jedoch nur 700 bis 900 pro Jahr.
Der Prognos Zukunftsatlas bewertet die Zukunftschancen und -risiken aller 401 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands. Er erscheint alle drei Jahre seit 2004. Damit ist er das einzige deutschlandweite Ranking, das regionale Entwicklungen über mehr als zehn Jahre sichtbar macht.
In diesem Ranking konnte sich der Kreis Stormarn im Vergleich zum Jahr 2019 insgesamt um 12 Plätze verbessern und nimmt nun mit Rang 66 noch immer den besten Platz der norddeutschen Kreise und Städte ein.
Auf den Teilbereich „Demografie“ trifft diese positive Tendenz nicht zu. Hier belegt der Kreis Stormarn nur Rang 315 von 400 Kommunen und hat sich damit deutlich verschlechtert. Zudem hat sich das Durchschnittsalter leicht erhöht und liegt jetzt bei 45,9 Jahren. Ein Trend, der sich Prognosen zufolge weiter fortsetzen wird.
„Die Alterskohorte Ü50 bildet mit 48 Prozent nahezu die Hälfte der Stormarner Bevölkerung ab“, sagt Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Gesundheit bei der Kreisverwaltung. Jeder 14. Stormarner sei über 80 Jahre alt, ab 2040 Prognosen zufolge sogar jeder zehnte.
Sich als Kreis auf die Bedürfnisse älterer Menschen einzustellen, ist laut Edith Ulferts aber nicht ganz einfach. „ Ü50 ist eigentlich keine homogene Gruppe und die Übergänge sind fließend. Einige sind mit 90 noch fit und bei anderen macht sich das Alter schon wesentlich früher bemerkbar“, erklärt Ulferts.
Grundsätzlich sei ihr Eindruck, dass das Thema Gesundheit bei allen Menschen, vor allem bei älteren, eine immer größere Rolle spiele. Dank einer guten Gesundheitsversorgung können Menschen auch noch lange nach dem Renteneintritt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Das bietet auch Chancen. Viele, so Ulferts, könnten etwa für ein Ehrenamt motiviert werden. Um zunächst einmal mit Bürgern der älteren Generation ins Gespräch zu kommen, startet der Kreis Stormarn das Projekt „Gestern ,Baby Boomer’, heute ,Best Ager’ – und morgen?“. Den Auftakt macht die Wanderausstellung „Altersbilder“ (3. bis 15. Februar, Kultur- und Bildungsentrum in Bad Oldesloe). Sie schafft Einblicke in unterschliedliche Lebensrealitäten älterer Menschen.
Das Thema der Ausstellung wird mit einem Vortrag der Bestsellerautorin Greta Silver am 5. Februar um 15 Uhr besonders in Szene gesetzt werden.
Im Anschluss sollen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Volkshochschulen in Bad Oldesloe, Ahrensburg und Reinbek im ersten Halbjahr 2023 je zwei Zukunftswerkstätten für die Zielgruppe der „Best Ager“ durchgeführt werden.
Ziel ist es, gemeinsam Vorstellungen und Bedürfnissen nach selbstbestimmtem Altern auf den Grund zu gehen, erklärt Christiane Clobes, Leiterin des Gesundheitsamtes des Kreises Stormarn: „Die nächste Herausforderung wird dann sein, die Ergebnisse aus den Zukunftswerkstätten auszuwerten und letztendlich auch die richtigen politischen Schlüsse daraus zu ziehen.“

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