Von nix wird nix besser

Stormarner Tageblatt   07.07.2018

Stormarner Wochenschau

Von nix wird nix besser

„Wir sind bald am Ziel ...“Megi Balzer
„Wir sind bald am Ziel …“Megi Balzer

Abgefahren Freunde der sportlichen Fortbewegung, genug pedaliert für dieses Jahr. Das Stadtradeln ist schon wieder vorbei. Zigtausende Kilometer sind dafür auch in Stormarn dieses Jahr wieder zurückgelegt worden. Wobei … „dafür“ trifft es natürlich nicht, denn viele Strecken werden ohnehin gefahren. Da wird nicht die Bohne Kohlendioxid eingespart, wenn der ADFC seine Radtouren einträgt oder Klassen ihren Weg zur Schule und wieder zurück.

Ja, okay, der eine oder andere mag dazwischen sein, der bei einer solchen Aktion feststellt: Radfahren ist ja gar nicht schlimm, das fühlt sich sogar gut an. Geschenkt. Stadtradeln ist und bleibt eine Alibi-Veranstaltung. Wer nachhaltig Begeisterung fürs Radfahren wecken will, der muss die Bedingungen für Pedalisten verbessern, der muss in die Infrastruktur investieren. Seit wie vielen Jahren wird beispielsweise über vernünftige Abstellmöglichkeiten am Oldesloer Bahnhof diskutiert ohne, dass es spürbare Verbesserungen gibt? Die Radspur längs der Oldesloer Hagenstraße ist nicht nur eine Zumutung, sie ist auch gefährlich, und in der Lübecker Straße stand plötzlich ein Gerüst auf dem Radweg. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Niemand würde es wagen, Autofahrer so zu behandeln, mit Radlern kann man es ja machen. Aber Hauptsache schön beim Stadtradeln dabei. Da zeigt sich leider, dass in Sachen umweltfreundlicher Mobilität erst wenig bis gar nichts erreicht ist – zu groß ist immer noch die Dominanz des Autos. Es ist noch ein langer Weg, ehe sich in den Köpfen der Planer und Entscheider in dieser Hinsicht etwas ändert.

Drumherum Den Exer einzäunen? Einige hätten das natürlich nur zu gerne. Aber bislang zeigt Politik keinerlei Neigung, an der bestehenden Situation etwas zu ändern. Dafür wird der Kunstrasenplatz von Kindern und Jugendlichen einfach viel zu gut angenommen, da ist ständig Betrieb – jenseits des Vereinssports. Die Klagen oder Anträge des VfL sind einfach zu durchsichtig. Dem Sportverein geht es in erster Linie um ureigene Interessen, da geht es um Machtspielchen und Geld. Wenn echte „Platznot“ eine Rolle spielen würde und vermehrt verlässliche Trainings- und Ligaspielzeiten benötigt werden – bestimmt kein Problem, der SV Türkspor stellt die im Kurpark mit Sicherheit gerne zur Verfügung. Aber dann müsste sich der VfL ja an den Kosten beteiligen – und das hat er in der Vergangenheit immer abgelehnt. Von daher kann die Not nicht so groß sein.

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Sie schießen den Vogel ab

Stormarner Tageblatt   06.07.2018

Die Jungs mussten in die Verlängerung / Mädchen reichte sechster Durchgang

 

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Hochspannung beim Höhepunkt des Oldesloer Vogelschießens, dem Wettkampf der Achtklässler der weiterführenden Schulen um die Königswürden. Über zwei Stunden dauerte dieses Mal die Entscheidung. Während bei den Mädchen im sechsten Durchgang Emily Drüke (14, Ida-Ehre-Schule) den Vogel um 12.20 Uhr endlich aus der Befestigung schießen konnte, ging es bei den Jungs nur einige Meter weiter in die Verlängerung. Und es passierte sogar etwas, was laut erfahrenen Vogelschießen-Veteranen – darunter die Hausmeister, die die Vögel bauen und betreuen – noch nie vorgekommen ist: Es blieb ein halber Vogelkörper hängen. Als sich ein junger Schütze schon als König fühlte, weil der Vogel begann abzustürzen, zeigte sich, dass eine Hälfte noch zu fest war.

Auch die nächsten Schützen trafen im siebten Durchlauf nicht entscheidend. Schließlich war es Thor Damm von der Theodor-Storm-Schule, der gegen 13 Uhr den Bolzen an der richtigen Stelle platzieren konnte. „Ich wollte gar nicht gewinnen, habe mich aber dann doch entschieden, mich zu bemühen, weil das ja sonst ehrlos gewesen wäre“, so der junge König. „Ganz ehrlich? Ich bin total schockiert gerade. Ich war da gar nicht drauf eingestellt, hätte nicht damit gerechnet“, sagte er. „Seine“ Königin Emily war da schon souveräner. Stolz zeigte sie den Fotografen ihre Trophäe. Gewinnen, so gab sie zu Protokoll, wollte sie eigentlich auch gar nicht. Beide erhielten eine wertvolle gespendete Uhr und 300 Euro für ihre Klassenkasse. Zudem dürfen sie sich ein Jahr lang als Majestäten der Stadt fühlen und wurden auf dem Marktplatz am Abend nochmal gefeiert.

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Diesmal war’s extrem spannend

Stormarner Tageblatt   06.07.2018

Prächtiges Vogelschießen in der Kreisstadt / Erst in der Verlängerung fiel bei den Jungen der Königsschuss

Patrick Niemeier und Susanne Rohde Bad Oldesloe Spielmannszüge und Blumenschmuck, Armbrust und Holzvogel, Fähnchen und Verkehrssperrungen – es war wieder Vogelschießen in der Kreisstadt. Das größte und beliebteste Fest nach dem Oldesloer Stadtfest lockte gestern wieder mehrere tausend Besucher in die Innenstadt und auf den Exer. Mehr als 3000 Kinder, Jugendliche und Lehrer zogen vormittags durch die Stadt, wie immer mit buntem Blumenschmuck und in abenteuerlichen oder witzigen Verkleidungen. Erstmals wurde der Schülerumzug der Schule am Masurenweg auf dem Fußweg unter der Bahnunterführung der Ratzeburger Straße entlang geführt, und nicht wie in den Vorjahren direkt auf der Straße und an den wartenden Autokolonnen entlang.

Zurück zu den Wurzeln „Back to the roots“ konnte man das Motto der Grundschulen nennen, die allesamt in aufwändiger Handarbeit und mit Eichenlaub und bunten Blumen gestaltete Blumenbügel trugen, denn traditionsgemäß ist das Kinder-Vogelschießen ein Blumenfest. Die Jungen tragen Stöcke, deren Spitzen mit Blumen geschmückt sind, die Mädchen haben Blumenkränze im Haar und tragen Körbe mit Blümchen, die sie an die Passanten verteilen. Und natürlich dürfen auch die Bonbons nicht fehlen, die an kleine Kinder verteilt werden. Auch Schleswig-Holstein-Fähnchen sind natürlich ein Muss, diesmal fielen sie besonders ins Auge, denn die Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe nutzt die Gunst der Stunde und verteilte ihre Fähnchen mit dem Werbe-Aufdruck „Erst winken, dann shoppen“.

Am Mittag dann der mit Spannung erwartete Königsschuss. Dabei zeigte sich, dass der Vogel aus hartem Holz war. Erst in der Verlängerung stand bei den Jungen der König fest: Thor Damm von der Theodor-Storm-Schule. Der wollte eigentlich gar nicht König werden. Bei den Mädchen siegte Emily Drüke von der Ida-Ehre-Schule. Bereits am Nachmittag war das Festgelände Exer gut besucht. Das Konzept zahlt sich also aus. Abends war dann Party angesagt. Bei Livemusik, Tanz und Gaudi ging das Vogelschießen-Event 2018 in der Kreisstadt munter weiter.

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Absage an den VfL Oldesloe

Stormarner Tageblatt   06.07.2018

Kunstrasenplatz am Exer: Lokalpolitik ignoriert Bitte und Wunsch des Vereins

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Enttäuschung beim VfL Oldesloe. Der Wunsch des größten Oldesloer Sportvereins, den Kunstrasenplatz am Exer zumindest für den Abend des Vogelschießens sperren zu lassen, um mögliche weitere Beschädigungen zu verhindern, ist gescheitert. Und auch die Bitte an die Oldesloer Lokalpolitiker, über die Müll-, Vandalismus- und Scherbensituation auf dem Exer in der aktuellen Stadtverordnetenversammlung zu diskutieren, wurde nicht nachgekommen.

„Man kann hier seine Meinung sagen als Bürger und etwas fragen. Aber wir werden nicht diskutieren und auch nichts dazu entscheiden“, stellte Oldesloes neue Bürgerworthalterin Hildegard Pontow in der Bürgerfragestunde klar. Bürgermeister Jörg Lembke hatte unlängst gesagt, dass es eine mögliche und nicht unwahrscheinliche Konsequenz sein könnte, dass der Platz dem Vereinssport komplett entzogen werden müsse, weil nicht rund um die Uhr gewährleistet sein könne, dass sich dort keine weiteren Scherben oder Müll ansammeln, der Sportler verletzen könnte. Doch wirklich Ernst scheinen die Lokalpolitiker diese Situation nicht zu nehmen. Die bestehenden Probleme werden eher als Ausnahmen und bedauernswerte Vorfälle gewertet, die aber eher nur am Rande von Großveranstaltungen oder besonderen Tagen wie „Vatertag“ und „Silvester“ auftreten. Doch das bestreiten die Sportler seit Monaten.

Die Mutter eines jungen VfL-Fußballers war daher in die Stadtverordnetenversammlung gekommen, um klarzustellen, dass Scherben und Müll auf dem Platz kein Problem des Stadtfests oder spezieller Veranstaltungen gewesen seien und dass es leider auch kein Argument sei, zu sagen, dass dort viele Jahre nichts passiert sei. Die Zeiten hätten sich geändert. Schon deutlich vor dem Stadtfest habe sie entsprechende Beweisfotos gemacht und der Verwaltung vorgelegt. „Es wird in der Diskussion jetzt aber dann oft auf diesen einen Vorfall beschränkt, das ist schade.“

„Ich bin der falsche Ansprechpartner. Die Politik möchte einen offenen Platz ohne Zaun. Auch sonstige Maßnahmen müssten auf politischem Weg diskutiert werden. Mehr will ich dazu nicht sagen“, so Lembke. Er unterstrich aber, dass es eben auch aktuell politisch so gewollt sei, dass der Platz auch im zeitlichen Rahmen mehr der Freizeit- als der Vereinsnutzung zugedacht sei. Die Lokalpolitiker äußerten sich quer durch alle Fraktionen nicht weiter öffentlich. Schon im Vorwege war aber aus den Fraktionen zu hören, dass eine Zaunlösung oder eine reine Vereinssport-Nutzung nicht in Frage komme. Einige Politiker könnten sich aber vorstellen, dass dort regelmäßig ein Security nach dem Rechten sehen könnte. Genau wie die regelmäßige Reinigung ist das eine Kostenfrage. Von Seiten des VfL wollte man am Mittwochabend nicht weiter kommentieren, dass der Wunsch über die Probleme aktuell noch vor den Sommerferien zu diskutieren, ignoriert wurde. Es sei von Seiten des Vereins alles gesagt.

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Vogelschießen – alles bereit

Stormarner Tageblatt   04.07.2018

Vorbereitungen auf dem Exer für großes Kinderfest laufen auf Hochtouren / Kunstrasen wird nicht eingezäunt

Andreas Olbertz Bad Oldesloe „Alles bestens“, schwärmt Axel Sesiani: „Bei dem Wetter macht das Arbeiten doch Spaß.“ Ein paar Schweißtropfen muss er sich dann doch von der Stirn wischen, seine Mitarbeiter nehmen einen großen Schluck Selter. Auf dem Exer laufen die Vorbereitungen für das Vogelschießen am morgigen Donnerstag. Autos und Wohnmobile müssen bis einschließlich Sonnabend andere Abstellflächen ansteuern. Die Stadtverwaltung hat die Zufahrt zum Exer bereits abgesperrt.

„Durch die Baustellen sind wir dieses Jahr etwas eingeschränkt“, erzählt Zeltbetreiber Sesiani. Dort, wo bislang verschiedene Hüpfburgen standen, wird an der Erweiterung und Sanierung des Skatelands gearbeitet. Kein Problem für Axel Sesiani. Die entsprechenden Attraktionen werden zur Stormarnhalle verlegt. Besonders für kleine und mittlere Kinder hat er das Angebot in diesem Jahr ausgeweitet, um mehr Attraktivität zu schaffen.

Richtfest zur Mittagszeit – das Gerippe des 800-Quadratmeter-Zelts steht. Axel Sesiani schmunzelt. „Das Zelt ist gar nicht das Schlimmste“, erklärt der Veranstalter, „das ist wie beim Hausbau, da steht die Hülle heutzutage ja auch schnell, aber dann kommt der Innenausbau.“ So sei es bei ihm auch. Das Verlegen der Leitungen und Kabel, Tresenbau, Tische mit Bänken aufstellen und natürlich das Dekorieren nähmen viel mehr Zeit in Anspruch.

Die Wetterprognosen sehen gut aus. „Genau richtig“, freut sich Sesiani: „Wer möchte schon bei 30 Grad auf ein Fest gehen?“ Das Zelt wird Platz für rund 1500 Gäste bieten. Dieses Potenzial wird am Nachmittag wohl noch nicht ausgeschöpft. „Mit freundlicher Unterstützung von Klangstadt haben wir wieder ein paar Nachwuchsbands engagiert“, sagt Axel Sesiani. Mary Panzer, „Exzenter“ und „irgendwiehörbar“ sind dabei. Am Abend könnte es anders werden: Ab etwa 20.30 Uhr tritt mit „Boerney & die Tri Tops“ (BTT) wieder eine angesagte Cover- und Showband auf. Da wird die Hütte voll sein.

Nicht ganz so optimistisch ist Sesiani beim Blick auf den angrenzenden Kunstrasenplatz. „Hoffentlich wird da nicht wieder wie beim Stadtfest Blödsinn gemacht.“ Aber da er dafür nicht zuständig sei, wolle er sich dazu eigentlich nicht äußern. Nur so viel „Der Platz soll offensichtlich nicht eingezäunt werden, denn das hätte dann schon gemacht sein müssen. Aber man könnte das auch mit einem Schild und zwei Mann Security lösen. Wer sich nicht daran hält, wird angezeigt – dann bekommt die Polizei eben mal etwas mehr zu tun“, so Sesiani. Bürgermeister Jörg Lembke sieht das anders: „Ich kann nicht feststellen, dass es ausgerechnet zum Vogelschießen eine verstärkte missbräuchliche Nutzung des Platzes gibt.“ Beim Stadtfest war das allerdings noch so gesagt worden. Der Verwaltungs-Chef ist der Meinung, dass auch kurzzeitig errichtete Zäune gegen den politischen Beschluss gegen eine Einzäunung verstoßen würden. Deshalb lässt er lieber Mülleimer aufstellen. Lembke: „Ich setze auf die Vernunft der Menschen und gehe davon aus, dass wir am Tag danach einen sauberen Platz vorfinden werden.“

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