Kita-Krise verschärft sich

Stormarner Tageblatt  31.01.2023

Demo und Podiumsdiskussion in Bad Oldesloe angekündigt

Auch in der von Jana Schmidt geleiteten Kita Moordamm sorgt man sich um die künftige Betreuung der Kinder.  Joshua Hirschfeld
Auch in der von Jana Schmidt geleiteten Kita Moordamm sorgt man sich um die künftige Betreuung der Kinder. Joshua Hirschfeld

Patrick Niemeier

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Verpasst Bad Oldesloe seine Chance?

Stormarner Tageblatt  30.01.2023

Seit Jahren wird über Stellflächen für Camper gesprochen – passiert ist aber noch nichts

Die wenigen Stellplätze auf dem Exer sind beliebt.  Finn Fischer
Die wenigen Stellplätze auf dem Exer sind beliebt. Finn Fischer

Patrick Niemeier

Aus einer Lachnummer wurde eine Erfolgsgeschichte. Als Agnes Heesch, bei der Stadt Bad Oldesloe für den Tourismus zuständig, vor Jahren zum ersten Mal über die Bedeutung des Wohnmobil-Tourismus in Bad Oldesloe sprach, waren die Zweifel in der Lokalpolitik groß. Damals machten sich einige Oldesloer sogar lustig über ein solches Projekt. Welcher Tourist sollte schon mit seinem Wohnmobil in Bad Oldesloe halten wollen?

Oldesloer erkennen ihre Potentiale nicht
Abgesehen davon, dass sich in solchen Fragen eines der Grundprobleme in der Stormarner Kreisstadt zeigt – nämlich, dass die Oldesloer hyperkritisch mit ihrer eigenen Stadt umgehen – zieht sich das Unterschätzen des lokalen Tourismus weiter durch die Jahre. Und so setzen sich um neuen – nachweislich benötigten – Stellplätze, immer wieder vor allem Bedenkenträger durch.
Mögliche Plätze auf dem Poggensee-Parkplatz sind komplett gestrichen und der Ausbau der Plätze am Bürgerpark zieht sich. Eine seit Jahren angedachte Verbesserung der Sanitär-Situation am Exer lässt auch noch auf sich warten. Kurzum: Diese Dinge scheinen bei lokalpolitischen Entscheidungen zumindest keine Priorität zu haben.
Das kritisiert auch Nicole Brandstetter von der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe. „Leider haben wir bei der Diskussion rund um die Wohnmobilstellplätze wieder erlebt, dass viele Partikularinteressen statt des Gemeinwohls vertreten wurden. Bad Oldesloe kann es sich nicht leisten, wichtige Entscheidungen zur Tourismuswirtschaft zu verschieben“, macht sie deutlich.
„Aber auch das ist – wie viele andere Dinge – eine Frage der Gesamtstrategie: Möchte man in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren das touristische Potential von Bad Oldesloe nutzen? Wenn ja, wie?“, fragt Brandstetter. „Wenn Statistiken belegen, dass Wohnmobilreisende Bad Oldesloe vermehrt anfahren und sich ein fortlaufender Boom abzeichnet, dann lohnt es sich, das Potential der Wohnmobilisten zu nutzen und zügig Plätze mit entsprechender Infrastruktur zu schaffen“, macht sie deutlich.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor beim Image einer Stadt sei nämlich die Mundpropaganda. „Zufriedene Gäste erzählen es weiter“, weiß Brandstetter. Keine gute Visitenkarte geben die immer wieder von Vandalismus betroffenen Toiletten an den vorhandenen Wohnmobilstellplätzen an der Stormarnhalle ab. Diese werden außerdem bald gar nicht mehr genutzt werden können, wenn die Sanierung der Halle beginnt.
Auch Günther Knubbe vom ehrenamtlichen Stadtgestalter-Verein „Wir für Bad Oldesloe“ betont, dass die Stadt Bad Oldesloe eine Chance verpasst, wenn sie die Wohnmobilstellplätze nicht weiter ausbaut. „Wohnmobile sind Trend, viele, gerade auch ältere Menschen, erfahren sich damit ihren Urlaub. Wir sollten deutlich mehr Stellplätze haben auch an anderen Orten in der Stadt“, betont Knubbe.
Der Standort auf dem Exer sei von der Ortswahl perfekt, aber zu klein. „Wir haben dort einen Prospekthalter für unsere Wanderkarten, die dort extrem gut angenommen werden. Die Wanderkarten, von denen schon 25.000 Stück verteilt wurden, werben sehr gut für die Naherholung und die Innenstadt“, sagt Knubbe.
Und wie geht es nun weiter, seitdem die Lokalpolitik sich mit knapper Mehrheit gegen neue Stellplätze am Poggensee aussprach? „Die Verwaltung konzentriert sich jetzt zunächst auf die Planung der bereits beschlossenen Standorte Exer und am Kurparkstadion“, sagt Heesch.
Die Vergabe zu den Vorplanungsarbeiten sei bereits erfolgt. „Zur Vorbereitung der Planungsarbeiten wurde ein Beteiligungsverfahren durchgeführt, bei dem Anforderungen und Bedürfnisse für die jeweiligen Standorte abgefragt und festgelegt worden sind. Die Planungsergebnisse zu den Standorten werden in der zweiten Jahreshälfte den politischen Gremien vorgestellt“, sagt Heesch. Das bedeutet auch, dass es im Sommer 2023 noch keine neuen Plätze geben wird.

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Stormarner Schnappschuss

Stormarner Tageblatt  28.01.2023

Patrick Niemeier
Patrick Niemeier

Bad Oldesloe – Vorblidlich geparkt. Auf der Rückseite des Bad Oldesloer Bahnhofs wollte hier auch ein kleiner Fahrgast sein Gefährt sozusagen im „Park&Ride“-Modus abstellen. So konnte dieser Schnappschuss entstehen. Gilt nur zu hoffen, dass das kleine Gefährt unbeschädigt blieb. Immer wieder sind dort nämlich leider beschädigte oder auch gestohlene Fahrräder zu entdecken.
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Stormarner Wochenschau: Muschelläufer, Tiny Houses und E-Busse

Stormarner Tageblatt  28.01.2023

Muschelläufer, Tiny Houses und E-Busse

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Finn Fischer, Susanne Link und Patrick Niemeier

Der Vertriebene
Dass ein blonder Mann in blauem Anzug die Gemüter in einem solchen Maße erhitzt, ist schon erstaunlich. Zugegeben: Die Skulptur, die früher auf dem Rondeel in Ahrensburg stand, war groß, sehr groß und blau, sehr blau. Und was Muscheln soweit ab vom Meer wollen, erschließt sich manchen erst beim zweiten Sinnieren oder eben auch gar nicht. Aber: Anschläge mit Böllern, Farbe oder Brechstangen hat der Muschelläufer nicht verdient. Die Vehemenz mit der er angegriffen wurde, zeugt von fehlender Toleranz und einem fraglichen Verständnis von Kunst. Schließlich muss man Dinge, die einem optisch nicht in den Kram passen, tagtäglich ertragen. Bunte Hausfassaden oder abenteuerliche Garten-Dekorationen beispielsweise. Über Geschmack… – Sie wissen schon. Einig waren sich viele dagegen darüber, dass die geschenkte Figur die Stadt Ahrensburg teuer zu stehen gekommen ist. Genau deshalb ist seine Abreise eine gute Nachricht. Wenn das „blaue Plastik-Männchen“ allerdings in ein paar Jahren irgendwo aufgepäppelt wieder auftauchen würde, an einem Ort an dem er geschätzt wird, dann wäre das ein Denkmal für die spießbürgerliche Mentalität der Ahrensburger.

Tiny-Häuser gegen die Wohnungsnot
Sie sind sicher nicht die ultimative Lösung für die Wohnungskrise, aber ein Baustein von vielen: Tiny Houses. In Bargteheide suchten Familien vor ein paar Jahren ein Grundstück, um dort ein Tiny-House-Wohnprojekt zu realisieren – ohne Erfolg. Sie fanden kein Gelände für ihren Wohntraum. Vielleicht wäre es an der Zeit, wenn sich Politik und Stadtverwaltung des Themas annehmen und die Voraussetzungen für ein derartiges Projekt schaffen. Die Nachfrage scheint zu bestehen. Öfters, so sagte es Bürgermeisterin Gabriele Hettwer, seien schon Investoren mit ähnlichen Plänen an die Stadt herangetreten. Doch da muss wohl noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bürgermeisterin Hettwer sieht Tiny Houses skeptisch. Etwa, dass die kleinen Gebäude aus Holz, im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern weniger Platz auf gleicher Fläche bieten. Das stimmt zwar, doch dieses Argument ließe sich problemlos auch auf Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern anwenden. Auf mehreren hundert Quadratmetern Fläche lebt hier nur eine Familie. Die bis zu 50 Quadratmeter großen Tiny Houses bieten hingegen ganz andere Vorteile. Im Verhältnis zu Massivhäusern ließen sich Minihäuser „von der Stange“ wesentlich schneller genehmigen und aufstellen. Damit würde nicht nur relativ schnell Wohnraum geschaffen, sondern auch dem Bedürfnis einer wachsenden Szene von Menschen nachgekommen werden, die ganz bewusst auf Platz verzichten und naturnah und nachhaltig auf kleinstem Raum leben möchten. In einem kleinen zwar, aber eigenen Gebäude.

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Warum kaum Elektrobusse fahren

Stormarner Tageblatt  28.01.2023

Die Verkehrswende hakt im Kreis Stormarn

Ein Elektrobus der Autokraft, der 2021 in der Testphase in Bad Oldesloe unterwegs war Patrick Niemeier
Ein Elektrobus der Autokraft, der 2021 in der Testphase in Bad Oldesloe unterwegs war Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Die Verkehrswende ist in Sachen Klimaschutz ein wichtiger Faktor – das gilt auch für den Kreis Stormarn. Der Umstieg auf mehr Busse ist ein Aspekt, gleichzeitig sollen aber auch die Emissionen der Busse selbst verringert werden. Doch die Umstellung von Diesel- auf Elektrobusse verläuft schleppend und nicht so schnell, wie manche Stormarner hofften.
Es ist gar nicht lange her, dass ein Elektrobus regelmäßig durch Bad Oldesloe rollte und bei Klimaschützern die Hoffnung weckte, dass die Umstellung auf E-Antriebe beim Dienstleister Autokraft nun recht schnell starten würde. Doch nach der Testphase im Jahr 2021 hörte man erstmal wieder relativ wenig von E-Bussen in Stormarn.
Dabei ist – neben einem Ausbau des Busnetzes generell – die Umstellung auf E-Antriebe ein wesentlicher Punkt in Sachen Verkehrswende und Klimaschutz. Es wurde daher auch schon viel darüber in politischen Ausschüssen gesprochen – doch wirklich passiert ist wenig.

22 Elektro-Busse bei der Autokraft unterwegs
Die Enttäuschung war bei Verfechtern einer schnellen Umstellung auf E-Busse im Regelbetrieb daher auch kürzlich groß, als man erfuhr, dass die Deutsche Bahn – deren Tochterunternehmen die Autokraft ist – 2023 in Schleswig-Holstein plant, 22 Elektrobusse am Februar nach und nach ins Alltags-Geschäft zu integrieren. Das gilt aber nur an den Standorten Bad Segeberg, Eutin, Heide/Meldorf und St. Peter Ording. Stormarn blieb außen vor.
Das bestätigt die Deutsche Bahn auch auf Nachfrage. „Im Kreis Stormarn sind seitens Autokraft derzeit noch keine E-Busse im Einsatz. Wir sind jedoch in Gesprächen mit den Aufgabenträgern zu einem möglichen Einsatz. Einen Zeitrahmen können wir jedoch noch nicht benennen“, heißt es von Seiten der Deutschen Bahn.
Eine Sprecherin der DB betont auch, dass der Test in Bad Oldesloe vor zwei Jahren sehr erfolgreich verlaufen sei. „Die sechsmonatige Praxiserprobung eines Elektrobusses, verdeutlichte dem Aufgabenträger die Leistungsfähigkeit“, sagt sie. Langfristig sei es das Ziel, den Stadtverkehr Bad Oldesloe vollelektrisch zu fahren.
Wozu genau diente der Test, hätte nicht in der Folge wenigstens dieser eine E-Bus weiter seine Runden im Oldesloer Stadtverkehr drehen können? „Mit den Tests wurden Erkenntnisse gewonnen, die für einen dauerhaften Einsatz dieser Technologie wichtig sind“, erklärt die Bahnsprecherin.
Die 22 erwähnten E-Busse seien die ersten der Autokraft in ganz Schleswig-Holstein. Bis spätestens 2040 sollen die Dieselantriebe bei der Autokraft komplett der Vergangenheit angehören. „Wir wollen bis 2040 ein klimaneutrales Unternehmen werden und auf dem Weg dorthin auf herkömmlichen Diesel zu verzichten“, antworte die Deutschne Bahn auf Rückfrage.

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