FFinn Fischer
Erst war es nur eine Wespe, dann zehn und kurze Zeit später tummelten sich tausende der kleinen eigentlich nützlichen, aber in Innenräumen lästigen Plagegeister in der Wohnung von Sabine S. und ihrem Ehemann. Die Tiere kamen durch kleine Löcher unter den freiliegenden Deckenbalken in die Penthouse-Wohnung. „Mein Mann hat noch versucht, die Löcher zuzumachen, aber sie haben immer neue Wege in die Wohnung gefunden“, berichtet die Bad Oldesloerin. Irgendwann seien die Wespen überall gewesen. Im Wohnbereich, im Badezimmer, im Flur. „Dann haben wir die Flucht ergriffen und in unserer Not im Internet nach einem Kammerjäger gesucht“, sagt Sabine S. Sie stieß auf einen Schädlingsbekämpfer, der rund um die Uhr engagiert werden kann: „Die Internetseite machte einen aufgeräumten und seriösen Eindruck. Es sah aus, als würde es sich dabei um eine Firma vor Ort handeln.“ Ein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte.
Weitere Nachforschungen stellte das Ehepaar zunächst nicht an. Alles sei voller Wespen gewesen, der Aufenthalt in ihrer Wohnung quasi unmöglich geworden. S. wählte die angegebene Telefonnummer, schilderten dem Mann am anderen Ende der Leitung ihr Wespen-Problem.
Kammerjäger verlangte Geld sofort an der Haustür
Kurze Zeit später sei dann der vermeintliche Kammerjäger erschienen, allerdings nicht der auf der Internetseite abgebildete Mann. Vielleicht ein Mitarbeiter, dachte sich das Oldesloer Ehepaar. Beim Preis wurden sie dann stutzig: 595 Euro. „Gleich am Anfang verlangte er 500 Euro plus Mehrwertsteuer. Da haben wir schon geschluckt“, erzählt Sabine S., macht eine kurze Pause und fügt an: „In der dramatischen Situation mit den tausenden Wespen in der Wohnung hätte ich aber wohl auch 1000 Euro gezahlt.“
Sabine S. und ihr Mann sind nicht die einzigen, die dem offenbar unseriösen Schädlings-Notdienst aufgesessen sind. Wer im Internet über Suchmaschinen nach der Firma sucht, findet direkt einen Blog über unseriöse Notdienste. Darauf schildern hunderte Kunden aus ganz Deutschland ähnliche Erfahrungen mit dem Kammerjäger. Die Erzählungen ähneln sich: Nach Anruf kommt ein Mann, verlangt hunderte Euro und sprüht mit einer Dose Insektenvernichter gegen den sichtbaren Befall.
So war es auch im Fall des Oldesloer Ehepaars. „Der Mann hat alles eingesprüht, die Wespen waren natürlich erst mal tot. Doch am nächsten Tag waren neue da“, sagt Sabine S. Die Nummer sei dann nicht mehr erreichbar gewesen. Nochmal hätte sie den Notdienst allerdings auch nicht gerufen: „Schon beim ersten Termin sagte uns der Schädlingsbekämpfer, dass ein neuer Besuch weitere 500 Euro kosten würde.“
Stattdessen haben die Oldesloer ihre Hausverwaltung kontaktiert. Das war auch gut so. Die schickte einen weitaus kompetenteren Kammerjäger, der das Wespennest fachgerecht entfernte. Sie wolle aber andere Menschen warnen, damit sie nicht den selben teuren Fehler machen.