Archiv der Kategorie: Presseartikel

Corona – und keiner schießt den Vogel ab

Stormarner Tageblatt  26.06.2020

Wehmut bei den Oldesloern, aber alle hoffen nun auf das kommende Jahr

Dieses Jahr wartete niemand auf den Umzugsstart.
Dieses Jahr wartete niemand auf den Umzugsstart. Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Während er sein Brötchen bei einem Bäcker in der Fußgängerzone bestellt, scherzt der Oldesloer Radiomoderator und DJ Michael Wittig ironisch: „Was für ein Feiermonat der Juni in Bad Oldesloe doch wieder ist.“ Normalerweise hätte er beim Vogelschießen am Nachmittag auf der Bühne gestanden und durch das Programm geführt. Doch genau wie das Stadtfest – das Anfang Juni stattgefunden hätte – gibt es in diesem Jahr Corona-bedingt auch in Bad Oldesloe die gewohnten, traditionellen Sommer-Großveranstaltungen nicht.

Das Aus für das 2020er- Vogelschießen betrifft Mitbürger auf verschiedene Weise. Es gibt die finanzielle und berufliche Seite wie bei Menschen wie DJ und Moderator Wittig oder dem Zeltverleih und Eventorganisator Axel Sesiani, der – so war es zumindest angedacht – wieder für die Ausgestaltung der Feier auf dem Exer verantwortlich gewesen wäre. Daran hängen dann auch Standbetreiber und auftretende Bands. Für Lehrer, Eltern, Großeltern und vor allem auch für die Schüler war es aber auch ein Einschnitt.

„Es war schon in den letzten Wochen immer wieder Thema. Man merkt, dass das Fest auch die Schüler interessiert, dass sie die Absage bewegt. Das ist auch interessant, weil das nicht immer so klar durchkommt, wie wichtig ihnen die Veranstaltung eigentlich wirklich ist“, so Sabine Prinz, Schulleiterin der Stadtschule und Vorsitzende des Vogelschießen e.V., der für die Planung und Durchführung des Fests zuständig ist. Ihre Schule führte mit den 3. Klassen kleine Wettkämpfe durch und kürte auch Königspaare. Natürlich alles unter Einhaltung der Corona-Schutzregeln. „Die 4. Klassen sind bereits verabschiedet worden, die anderen Klassen haben je nachdem Mini-Vogelschießen auf dem Schulhof gefeiert“, so Prinz.

„Ehrlich gesagt, habe ich heute Wehmut gefühlt. Es wäre gutes Wetter gewesen, wir hätten sicherlich Spaß gehabt. Da denkt man schon, wie schön es wäre, wenn wir einfach so ein großes Fest gemeinsam feiern könnten“, sagt Prinz, die seit Jahren eine Nachfolgerin für ihr Amt sucht. „Wir schauen jetzt auf das Jahr 2021. Im Februar müssen wir wissen, ob das Fest wie gewohnt stattfinden kann, ansonsten werden wir uns für 2021 eine Alternativ-Lösung überlegen müssen, damit das nicht ganz in den Hintergrund gerät“, so Prinz. „Aktuell wird das aber sowieso alles von Corona überlagert. Wir haben an der Schule so viel damit zu tun, dass wir alle Covid-19-Maßnahmen richtig durchführen, dass der Gedanke an Vogelschießen schnell wieder verschwindet – auch heute“, fügt Prinz an.

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Streit um Schulsozialarbeit

Stormarner Tageblatt  25.06.2020

Stadtverordnetenversammlung lehnt Wunsch des Kinder- und Jugendbeirats ab / Es fehlt an Konzepten

Bürgerworthalterin Hildegard Pontow (Mitte) leitete die Versammlung in der Festhalle.Nie
Bürgerworthalterin Hildegard Pontow (Mitte) leitete die Versammlung in der Festhalle.Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Für den Kinder- und Jugendbeirat ist die Sache klar – Bad Oldesloe benötige im Schulzentrum dringend zwei weitere Schulsozialarbeiter. Schon im Frühjahr zeigte sich der Vorsitzende des Beirats entsetzt, dass die Politik diesem Wunsch nicht mehrheitlich folgte. Damals kündigte Lennard Hammelberg an, dass man daher erneut einen Antrag dazu einbringen werde.

In der aktuellen Stadtverordnetenversammlung war es dann soweit. Hammelberg appellierte an die Lokalpolitiker, „ein Zeichen zu setzen“. Bei der Mensaentscheidung habe man – aus seiner Sicht – bereits Entscheidungen getroffen, durch die es drohe, dass Kinder ohne Essen bleiben, wenn die Eltern nicht zahlen können. Daher sollte die Politik bitte die Kinder und Jugendlichen nicht nochmal „im Stich lassen“.

Die Corona-Krise habe zu zusätzlichen Problemen und Spannungsfeldern geführt, die Stellen seien noch wichtiger geworden. Bereits im Frühjahr hatte der Beirat, genau wie die Linke, die Grünen und die SPD klar gemacht, dass zwei in Aussicht gestellte halbe Stellen zu wenig seien. Hendrik Holtz (Die Linke) sah das schon damals als Alibikompromiss. Diese Jobs seien dann so unattraktiv, dass sich niemand bewerben oder lange bleiben werde. „Wann, wenn nicht jetzt in der Corona-Pandemie, wollen wir diese Stellen bewilligen?“, fragte Dagmar Danke-Bayer (Die Grünen).

Anita Klahn (FDP) machte deutlich, weshalb sie nicht zustimme. Es gebe nämlich weiterhin ein Problem: Eine allgemeine Jobbeschreibung und ein Konzept, was genau Schulsozialarbeit in Bad Oldesloe mache, gebe es nicht.

Solche Konzepte müssten – im Zweifel für jede Schule – erstellt werden. Es müssten reale und nicht nur die gefühlten Bedarfe ermittelt werden. „Wir können nicht auf Zuruf Stellen entstehen lassen, weil jemand das will“, sagte die Liberale und brachte damit Wolfgang Schmidt (Freie Wähler) auf die Palme. „Ich bin diese Verhinderungspolitik leid. Woanders werden Millionen Euro von Ihnen und der CDU bewilligt für irgendwelche Projekte und hier ist der Bedarf glasklar und Sie müssen sich profilieren“, polterte Schmidt.

Verständnis für Klahns Einwendungen signalisierte hingegen neben CDU und FBO auch die Familienpartei. „Es spricht nichts dagegen, dass man Bedarfe ermittelt und Konzepte erstellt“, so Tom Winter. Das dürfe nur nicht verhindern, dass trotzdem Stellen besetzt werden. Die CDU stellte schließlich den Antrag, dass – wie zuvor in Aussicht gestellt – nur zwei halbe Stellen geschaffen werden. Dieser Antrag wurde genau wie Klahns Forderung nach Konzepten und Jobbeschreibungen mehrheitlich angenommen.

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Beruf: Mensa-Retter

Stormarner Tageblatt  24.06.2020

Erneut ist ein erfolgreiches Duo in Oldesloe die entscheidende Hilfe nach einem Caterer-Abschied

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Sie machen es wieder: Nachdem das Gastronomie-Paar Janine Irentschiuk und Timo Skudlarz vor zwei Jahren spontan einsprang, als es galt, die Verpflegung in der Oldesloer Schulmensa an der Olivet-Allee zu retten, übernimmt das Duo jetzt die Grundschulmensen der Kreisstadt. „Dafür bin ich selbstständig, um solche Herausforderungen anzunehmen“, sagt Küchenmeister Skudlarz.

Überraschend hatte sich der Vorgänger „Rebional“ im Mai aus Bad Oldesloe verabschiedet. Es schien unrealistisch, schnell einen Nachfolger zu finden. Doch Skudlarz und Irentschiuk signalisierten sofort die Bereitschaft, jetzt einzuspringen. Mindestens für das Schuljahr 2020/21 sind sie in der Verantwortung für die Mittagsversorgung der Kinder an der Stadtschule, der Klaus-Groth-Schule un der Grundschule West. „Wir wollen das natürlich langfristig übernehmen“, stellt Irentschiuk klar.

Das „Go“ dafür gab ihnen die Stadtverordnetenversammlung am Montagabend. Diskussionen gab es allerdings zuvor noch reichlich. Denn Bündnis 90/Die Grünen hatten Verbesserungen am Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung eingebracht, die sehr kontrovers diskutiert wurden. „Wir müssen einfach mal Vertrauen in die Verwaltung haben. Es kann nicht sein, das wir Millionen Euro für Fachpersonal ausgeben und dann jeden Vertrag im Detail mitgestalten wol- len“, bezog Thorsten Lohse (CDU) Stellung. Die „Mensa-Crew“ habe die Mensa in der Olivet-Allee wunderbar in den Griff bekommen. Er habe volles Vertrauen.

Der hauptsächliche Streit entbrannte daran, wie die Essen abgerechnet werden sollen. Die Grünen, die Linken, Teile der SPD, die Freien Wähler und die Familienpartei wollten, dass die Stadt das Geld der Eltern kassiert und einen festen Betrag an die Mensabetreiber auszahlt. Bisher hatte es individuelle Verträge zwischen Betreiber und Eltern gegeben. „Das habe ich erst gar nicht verstanden. Bad Oldesloe scheint wie so oft ein besonderes Pflaster zu sein“, wunderte sich Gerold Rahmann (Die Grünen).

Deutliche Kritik entbrannte sich daran, dass Teile der Politik die Vorlage so interpretierten, dass Kinder, deren Eltern nicht zahlen, vom Essen ausgeschlossen werden. Außerdem sollen Schulsozialarbeiter bei der Klärung ausstehender Zahlungen helfen. „Die sind doch nicht die Deppen vom Dienst“,  schimpfte Wolfgang Schmidt von den „Freien Wählern“.

Im Endeffekt konnten sich die Kritiker nicht durchsetzen. Die „Mensa-Crew“ wird daher an der Stadtschule – wo das Essen verpflichtend ist – mit den Eltern individuelle Verträge abschließen. „Ich wette darauf, das das funktioniert. Dafür brauchen wir keine Schulsozialarbeiter“, so Irentschiuk.

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Jugendliche wollen Mülleimer umgestalten

Stormarner Tageblatt  24.06.2020

Jugendliche wollen Mülleimer umgestalten

Bad Oldesloe Der Kinder- und Jugendbeirat Bad Oldesloe hat sich bei Gleichaltrigen umgehört, um herauszufinden, was die jungen Mitbürger sich wünschen. Der Vorsitzende des Beirats, Lennard Hammelberg, stellte eines der Ergebnisse jetzt der Stadtverordnetenversammlung vor. „Viele Jugendliche finden, dass zu viel Müll in der Stadt rumliegt. Wir wollen daher die grauen Mülleimer neu gestalten, dann fallen sie mehr auf“, so Hammelberg. Noch sei nicht klar, wie man das genau machen wolle und wie viele Designs es geben werde. „Vor allem wäre es aber auch ein gutes Zeichen mit Blick auf die rechtsextremen Aufkleber, die aufgetaucht sind, dass Bad Oldesloe bunt ist und bleibt“, so Hammelberg. Für eine offizielle Abstimmung noch vor dem Sommerferien fehlte der Politik der entsprechende Vorlauf. Generell befürwortete man das Vorgehen aber quer durch alle Fraktionen. Es sollen nur keine politischen Botschaften gezeigt werden, sondern neutrale Gestaltungen, war am Rande zu vernehmen. Der Bürgermeister will sich nun mit dem Beirat zusammensetzen. nie

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Mal gut, mal mangelhaft

Stormarner Tageblatt  23.06.2020

Eltern werfen Oldesloer Stadtverwaltung vor, die Digitalisierung an Schulen verschlafen zu haben

Patrick Niemeier Bad Oldesloe „Digital ist besser“, sang die Hamburger Band „Tocotronic“ schon vor vielen Jahren. Im Shutdown während der Corona-Krise zeigte sich, dass das vor allem für Schulen galt, in denen der Präsenzunterricht ja nicht mehr möglich war. Plötzlich ging es mit der Notwendigkeit der Verwendung digitaler Angebote viel schneller, als das eigentlich mal gedacht war.

Das unfreiwillige Experiment brachte zahlreiche Erkenntnisse mit sich. Dazu zählt, dass einige Schulen gut ausgestattet sind und motiviert, digitale Möglichkeiten zu nutzen. Andere sind und waren schlecht ausgestattet und haderten mit den veränderten Bedingungen. Außerdem zeigte sich in Familien, dass die Ausrüstung mit entsprechenden mobilen Endgeräten und der Verfügbarkeit von Internet höchst unterschiedlich ist. So kam es dazu, dass Kinder aus finanziell eher schwächeren Familien oder an Schulen, die in Sachen Digitalisierung nicht gut aufgestellt sind, kaum Möglichkeit hatten, auf die Lernangebote zuzugreifen.

Eltern und Teile der Lokalpolitik warfen vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen der Oldesloer Verwaltung vor, die Digitalisierung der Schulen nicht ausreichend vorangetrieben zu haben.

„Kritik an den Mängeln ist nachvollziehbar“, sagt Oldesloes Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak. Allerding sei das kein Problem der Stadt Bad Oldesloe. „Wenn man die drei Worte: Schulen, Digitalisierung und verschlafen im Internet sucht, wird man solche Berichte überall aus Deutschland finden“, sagt er. „Wenn man weiß, dass bisher nur fünf Prozent der zur Verfügung stehenden Bundesmittel abgerufen wurden, sieht man, dass das Verfahren sehr bürokratisch ist“, erklärt Sobczak. Es sei jetzt so, dass man gemeinsam auf einem guten Weg sei, durch entsprechende politische Beschlüsse zunächst in naher Zukunft die Server- und Netzwerktechnik an den Oldesloer Schulen zu verbessern. „Aus meiner Sicht hat das Home-Schooling in vielen Fällen aber auch schon gut geklappt, wenn man die Berichte so liest“, sagt der Bürgeramtsleiter. Jetzt gebe es außerdem zusätzlich den „Digitalpakt 2.0“ Mit Sofortmaßnahmen sollen Schulen die Möglichkeiten erhalten, ausreichend mobile Endgeräte anzuschaffen. Diese könnten dann Schülern zur Verfügung gestellt werden, deren Familien nicht über solche Geräte verfügen.

Generell hat die Coronazeit eine größere Diskussion über die Zukunft der Schulen losgetreten. Dabei spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Die Bildungsministerien stehen in der Kritik und unter Druck. Wie viel Präsenzunterricht ist noch notwendig? Wie kann digitales Lernen als fester Bestandteil eingefügt werden?“ sind dabei zwei der zentralen Fragen.

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