Betrachtungen zum Wochenausklang: Von Neuerungen und alten Werten

Stormarner Tageblatt  28.03.2020

Stormarner Wochenschau

Von Neuerungen und alten Werten

Megi Balzer

Megi Balzer

Dirk Gusick, Stephan Poost und Patrick Niemeier

Drive-In Diese ureigene US-amerikanische Idee, alles aus seinem Auto erledigen zu können, erlebt in der Corona-Krise eine Renaissance. Wenn nämlich – wie in Borstel und vielen anderen Orten – Personen mit Verdachtsfällen auf den Corona-Virus getestet werden. Allerdings sollte man das nicht ganz so locker sehen, wie unsere Karikaturistin: Apfeltaschen, Hamburger oder andere Leckereien wird es da nicht geben. Übrigens, Drive-In sagt man nur außerhalb der englischsprachigen Welt, denn Drive-through ist zum Beispiel für uns nur schwierig auszusprechen.

Solidarität In Krisenzeiten zeigt es sich, welche Vorteile das Leben auf den Dörfern bietet. Hier funktioniert die Solidargemeinschaft ohne große Planung und Aufrufe. Nachbarschaftshilfe gehört zur Tagesordnung. Wissen bei wem der Schuh drückt und dort helfen, wo Hilfe benötigt wird. Nicht nur jetzt, denn die Solidargemeinschaft funktioniert auf den Dörfern auch im Alltag, wenn alles seinen gewohnten Gang geht.

Irrtum Viele Menschen verhalten sich in manchen Supermärkten, als stehe die Zombiapocalypse bevor. Dass diese nicht eintritt, ist fast allen klar, auch wenn sich die aktuelle Situation ein wenig anfühlt, wie das erste Kapitel in diversen Apocalypseromanen oder das Intro eines entsprechenden Videospiels. Es gibt allerdings durchaus noch die „Smombies“ – Menschen, die die ganze Zeit ihr Smartphone vor dem Gesicht haben. Nun dachte man bei dieser besonderen zombieähnlichen Gattung, dass sie wenigstens ständig informiert sei. Doch diesen Mythos kann man nun ad acta legen, wenn „Smombies“ in der Oldesloer Innenstadt, während des kurzen Hochguckens vom Display tatsächlich die Frage stellen, ob man wisse, ob bestimmte Textilhändler pleite gegangen seien, weil sie plötzlich nicht mehr öffnen…

Teststrecke Der Corona-Virus ist eine ungewollte Teststrecke für Verwaltungen und Co. Denn plötzlich müssen Dinge digital umgesetzt werden, die man vor wenigen Wochen noch eher als Zukunftsprojekte sah. Ohne Publikumsverkehr in den Rathäusern kommt nun der Bürger nicht mehr zur Verwaltung, sondern die Verwaltung muss noch mehr schauen, wie sie zum Bürger kommt. Da setzen die Städte und Gemeinde verschiedene Prioritäten. Und plötzlich kommt auch eine Bürgermeisterin irgendwie sehr staatstragend daher, wenn sie aus dem eigenen Oval Office die Bürger per Video erreicht.

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Pflaster-Art-Festival auf Herbst verschoben

Stormarner Tageblatt  28.03.2020

Pflaster-Art-Festival auf Herbst verschoben

Pflaster-Art-Festival.nie
Pflaster-Art-Festival.nie

Bad Oldesloe Das „Pflaster-Art Straßenkünstler-Festival“ wird verschoben auf einen Termin im Herbst. Das hat Bürgermeister Jörg Lembke mitgeteilt. Die Veranstaltung sollte vom 8. bis 10. Mai in der Oldesloer Fußgängerzone stattfinden. „Aktuell haben wir zwar nur Veranstaltungssperren bis zum 19. April, aber man weiß ja nicht, wie die Situation sich entwickelt“, so Lembke. Zudem handele es sich um eine internationale Veranstaltung sei. „Es sind auch Künstler aus Italien dabei. Wir werden Anfang Mai nicht Menschen quer durch Europa hierher bekommen“, so Lembke.

Was die Verschiebung für den verkaufsoffenen Sonntag am 10. Mai heiße, sei ebenfalls nicht absehbar. Weitere Baustellen seien in naher Zukunft das Stadtfest (5. bis 7. Juni) und das große Kindervogelschießen (25. Juni) an dem jährlich über 3000 Kinder und Jugendliche teilnehmen. „Beim Stadtfest führen wir Gespräche, ob wir verschieben können“, so der Bürgermeister. „Das ist ja aber noch ein Blick in die Glaskugel“, so Lembke weiter. Die Entscheidung ob und wie große das Vogelschießen stattfinden werde, solle mit dem entsprechenden Vereine Ende April besprochen werden. nie

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Entscheidung übers Stadtfest im April

Stormarner Tageblatt  27.03.2020

Entscheidung übers Stadtfest im April

Bad Oldesloe Die Agentur tiedemann art production GmbH und die Kulturabteilung der Stadt Bad Oldesloe haben bei einer Telefonkonferenz abgestimmt, wie es mit dem Stadtfest 2020 weitergeht. Die Agentur hat bereits zwei erfolgreiche Stadtfeste in Bad Oldesloe durchgeführt. Und auch für das Stadtfest im Juni 2020 sind die Planungen weitgehend abgeschlossen. Nun stellt sich auch bei diesem lokalen Ereignis die Frage, ob es stattfinden kann. „Wir nehmen die Bedrohung durch das Corona-Virus sehr ernst“, so Sebastian Rupsch von der Agentur Tiedemann. „Und vielleicht kann das Stadtfest zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung am Ende tatsächlich nicht stattfinden.“ Dennoch möchte die Agentur eine Entscheidung nicht vorschnell treffen. Die endgültige Entscheidung über das Stadtfest ist auf den 20. April vertagt. st

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Biotonnen ja – kleine Restmüllbehälter nein

Stormarner Tageblatt  27.03.2020

Krankheitsfälle und Ersatzteil-Mangel sorgen weiterhin für eine veränderte Abfuhr

Bad Oldesloe In den beiden kommenden Wochen werden die Biotonnen planmäßig geleert. Ab Montag, 30. März, bis einschließlich Sonnabend, 11. April, fällt dafür allerdings die Abfuhr der meisten Restabfallbehälter aus. Davon betroffen sind alle Behälter mit zwei Rädern von 40 Litern bis 240 Liter Volumen. In absoluten Notfällen, etwa bei Nutzung von Windeln, kann bei der nächsten Abfuhr maximal ein blauer Abfallsack neben den Restabfall zur Abholung bereitgestellt werden. Großbehälter mit vier Rädern (770, 1100 Liter Volumen) werden auch in den kommenden zwei Wochen planmäßig geleert.

Vordringlich muss die Restabfallentsorgung in Betrieben der „kritischen Infrastruktur“, in denen die Vier-Rad-Behälter genutzt werden, sichergestellt sein. Das sind etwa Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Klärwerke, Rettungswachen und vergleichbare Einrichtungen. Das trifft auch für die Restabfallentsorgung bei produzierenden Firmen und im Bereich des Geschosswohnungsbaus, also Wohnanlagen, in denen viele Menschen zusammenleben, zu. „Die Leerung aller Abfallbehälter kann im Moment leider nicht sichergestellt werden. Nach wie vor ist die Fahrzeugflotte für die Abfallsammlung dezimiert. Wie bereits berichtet, sorgen Krankheitsfälle bei den Fahrern des beauftragten Logistikunternehmens und die schleppende Lieferung von Ersatzteilen für zu reparierende Fahrzeuge für Ausfälle“, so Dennis Kissel, Ge-schäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein. Mittlerweile gibt es unter Fahrern von beauftragten Logistikunternehmen Quarantäne-Fälle. Es steht zu befürchten, dass weitere folgen.

Die AWSH bittet um Verständnis für die Einschränkungen bei der Leerung der Abfallbehälter und arbeitet an Lösungen. Sie kann eine Ersatzleistung oder eine sonstige sofortige Abhilfe unter diesen schwierigen Bedingungen aber noch nicht anbieten.

Viele Kunden haben daher auch bereits eine Entschädigung eingefordert. „In Kooperation mit der AWSH arbeiten wir in diesem Zusammenhang bereits an einer kulanten Lösung in Form einer Rückerstattung von Entgelten“, sagen übereinstimmend Dr. Henning Görtz, Landrat des Kreises Stormarn, und Dr. Christoph Mager, Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg. st

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>>> Politiker und Parteien haben das Wort: Was wirklich wichtig ist

Markt Bad Oldesloe Wochenzeitung   25.03.2020

Was wirklich wichtig ist

Torsten Lohse
Foto: CDU Bad Oldesloe/hfr

Ich hatte meinen Beitrag für diese Rubrik bereits vor mehr als einer Woche geschrieben und verschickt. Durch die aktuellen Ereignisse erscheint er mir derzeit jedoch nicht mehr passend.

Den Allermeisten wird es ebenso gehen. Was gestern noch normal und wichtig war, ist es heute nicht mehr. Die Prioritäten haben sich völlig verschoben.

Während vor kurzem Themen wie „Thüringen“, „rechter Terror“ und eine mögliche „neue Flüchtlingskrise“ bundespolitisch dominierend waren, standen lokalpolitisch die Diskussionen zu „Schulsozialpädagogen“, „Gewerbeansiedlung Amazon/ Asklepios“ und die Umsetzung des neuen Kita-Gesetzes im Mittelpunkt der politischen Diskussion. Natürlich haben sich die damit im Zusammenhang stehenden Fragen und Aufgabenstellungen nicht erledigt. Sie werden nur überlagert von den Auswirkungen der Corona – Krise auf das private und berufliche Umfeld und unsere Gesellschaft als Ganzes.

Plötzlich sind die existentiellen Fragen wieder in den Mittelpunkt gerückt: die eigene Gesundheit und die von Verwandten und Bekannten, die Versorgung mit Lebensmittel und bei vielen auch die Sorge um die berufliche und wirtschaftliche Existenz. Hinzu kommen massive Eingriffe in persönliche Freiheitsrechte, die von vielen als allzu selbstverständlich wahrgenommen wurden.

Welchen Wert Freiheit mit all seinen Ausprägungen hat, kann nur ermessen, wer sie nicht kennt und sie dann erhält oder – wie in unserer Gesellschaft – sie hatte und – temporär – darauf verzichten muss.

Bundes- und landespolitisch sind eine Vielzahl von Maßnahmen beschlossen worden, mit denen die Corana – Krise und deren Auswirkungen auf die Menschen und die Wirtschaft eingedämmt und letztlich überwunden werden sollen. Wenngleich es für den ein oder anderen nicht schnell genug geht oder die Einzelmaßnahmen als nicht ausreichend beurteilt werden: Vor dem Hintergrund, wie bürokratisch und langwierig häufig Entscheidungswege sind, beeindruckt mich, wie entschlossen und zielgerichtet über alle Parteien hinweg unermüdlich gehandelt wird, um Schaden so weit wie möglich abzuwenden. Weder wird gefragt: „Wer ist schuld?“ noch scheitern Maßnahmenpakete an parteipolitischen Auseinandersetzungen oder Verfahrens- und Organisationsfragen. Die Art und Weise des Handelns haben mein Vertrauen in die Funktionsfähigkeit unserer Demokratie, unsere staatlichen Organe und die politischen
Repräsentanten, die in kurzer Zeit viele schwierige Entscheidungen treffen mussten und dies wohl auch zukünftig tun müssen, jedenfalls gestärkt.

Corona ist eine Bewährungsprobe für jeden Einzelnen von uns, unsere Gesellschaft und unser
demokratisches Gemeinwesen. Wir werden diese Herausforderung genauso meistern, wie
Generationen vor uns dies auch immer wieder geschafft haben, wenn jeder das ihm Mögliche dazu beiträgt.

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