Betrachtungen zum Wochenausklang: Die Krise und die Zeit danach

Stormarner Tageblatt  21.03.2020

Stormarner Wochenschau

Die Krise und die Zeit danach

Megi Balzer
Megi Balzer

Dirk Gusick, Susanne Rohde und Stephan Poost

Umgang Was wir jetzt brauchen ist Solidarität! Solidarität mit denen, die von der Krise getroffen werden, sei es die Menschen in den Pflegeberufen, in den Supermärkten oder auch Ärzte und Apotheker und Geschäftsleute und Künstler, denen die Aufträge wegbrechen oder die ihre Läden schließen mussten. Viele Initiativen haben sich gegründet, es passiert viel, bis in die kleinsten Dörfer. Einige Beispiele lesen Sie auch in unserer Zeitung. Viele Menschen stehen in diesen Tagen besonders unter Druck, sei es in den Verwaltungen, beim Gesundheitsamt, in den Krankenhäusern und bei den Ärzten. Natürlich liegen da die Nerven blank und so manches Wort fällt, dass vielleicht hinterher bereut wird. Es wird ein Leben nach dieser Krise geben, und wir wollen uns auch dann noch in die Augen schauen können. Nutzen wir doch die Corona-Krise, um zusammenzurücken (natürlich nur im übertragenen Sinne, das versteht sich) und nicht, um uns abzugrenzen.

Gewinner Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Virus-Pandemie haben drastische Konsequenzen für uns Menschen, denn das öffentliche Leben steht fast still, Flugzeuge bleiben am Boden und industrielle Produktionen werden zurückgefahren. Aber jede Krise hat ja bekanntlich auch ihre Gewinner, und einer davon könnte die Umwelt sein. Diese Krise ist wie eine Verschnaufpause für die Natur und bringt kleine Lichtblicke für die Umwelt. So geht fast überall die Luftverschmutzung deutlich zurück. Und auch die inzwischen kaum noch befahrenen Kanäle in Venedig profitieren wohl von der Corona-Epidemie. In der Lagunenstadt ist das Wasser angeblich wieder kristallklar und es wurden dort schon Schwärme von kleinen Fischen gesichtet. Ob jetzt allerdings auch wieder massenhaft Lachse und Meerforellen die Trave stromaufwärts ziehen werden, wie es unsere Karikaturistin so schön ins Bild gesetzt hat, darf wohl eher bezweifelt werden. Zwar werden seit vielen Jahren von den Angelvereinen wieder junge Lachse in der Trave und ihren Nebenbächen ausgesetzt, aber ein natürliches Vorkommen dieser großen, wandernden Fische ist wohl eher nicht zu erwarten – trotz Corona…

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Innenstadt zwischen Warten und Unsicherheit

Stormarner Tageblatt  18.03.2020

In Bad Oldesloe wartete der Einzelhandel auf weitere Informationen / Spiel- und Bolzplätze weiter belebt

Wenige Kunden, aber noch geöffnet: Textilienhändler in der Oldesloer Hindenburgstraße am Dienstag.Niemeier
Wenige Kunden, aber noch geöffnet: Textilienhändler in der Oldesloer Hindenburgstraße am Dienstag.Niemeier
 
Die Kirche ist geschlossen.
Die Kirche ist geschlossen.

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Irritiert, fassungslos, hilfsbereit und zum Teil fahrlässig – die Reaktionen auf die neuesten Regeln der Bundesregierung zum Umgang mit dem Corona-Virus sind in der Oldesloer Innenstadt sehr unterschiedlich.

Am Montag gab die Bundesregierung bekannt, das gewisse Sortimente im Einzelhandel zeitnah ihre Türen schließen sollen. Wie lange genau und ab wann, ging daraus nicht hervor, und bis zum Nachmittag fehlte es an einem entsprechenden Erlass der Landesregierung, der diese Marschroute umsetzt. Und so öffneten am Dienstag erstmal alle Läden. Manche Mitarbeiter hatten allerdings ein mulmiges Gefühl, und allgemein ist es auch für die Betreiber nicht einfach zu planen. Was ist mit laufenden Bestellungen und Lieferungen? Und wer kommt auf, wenn die Kosten weiterlaufen? Die Devise in den meisten Geschäften: Wir machen weiter, bis der konkrete Erlass des Landes da ist.

Ein Oldesloer Restaurant überlegt bereits, ob es auf Lieferservice umstellen kann, um zu überleben und ein Café & Bistro wünscht sich, dass es bitte einfach durch einen Erlass geschlossen wird. Am Dienstagnachmittag dann wurden die Maßnahmen durch die Landesregierung konkretisiert: Alle Restaurants schließen und dürfen nur noch außer Haus verkaufen oder liefern. Alle Geschäfte die nicht für die Deckung des täglichen Bedarfs nötig sind – wie Mode- oder Möbelgeschäfte – schließen ab Donnerstag. Davon ausgenommen sind ausdrücklich Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Banken, Post, Drogerien oder Zeitungsverkauf.

Bei einer Schließung durch Erlass hofft man nun auf staatliche Hilfen und dass dann Versicherungen greifen, die nicht zahlen würden, wenn man zuvor präventiv aus Fürsorge sozusagen freiwillig schließt.

In der Bäckerei Junge müssen sich alle Menschen mit Namen und Anschrift registrieren, wenn sie mit Bargeld bezahlen. Auch Handschuhe und Desinfektion sind jetzt Pflicht. Das Café war kurzzeitig komplett geschlossen, mittlerweile ist jeder zweite Tisch wieder nutzbar. Seit gestern Nachmittag ist klar, auch die Cafés schließen.

Besonders hart hat es die kleine, beliebte Eisbar in der Hamburger Straße erwischt. Die von zwei jungen Amateurfußballern betrieben Bar hatte erst am Sonntag eine sehr erfolgreiche Saisoneröffnung gefeiert. Montag wurde dann klar, dass man in dem kleinen Ladengeschäft die extrem gesteigerten Hygienevorschriften nicht umsetzen kann.

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Ein Spielplatz für alle Generationen

Stormarner Tageblatt  18.03.2020

Anwohner sollen den Bereich mitgestalten / Umbau der Bolzplätze in Kunstrasenflächen ist fraglich

Etwas trist: Der Spielplatz an der „Dammanschen Koppel“.
Etwas trist: Der Spielplatz an der „Dammanschen Koppel“.

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Auch wenn viele es noch nicht so ganz wahrhaben wollen: Aktuell sind alle Spielplätze gesperrt (siehe Artikel Seite 9). Aber es wird gewiss eine Zeit nach der Corona-Pandemie geben, dann nämlich wird das Projekt Sanierung und Erweiterung der Spielplätze in Bad Oldesloe seine Fortsetzung finden.

In einem etwas trostlosen Zustand befindet sich seit einigen Jahren unter anderem der Spiel- und Bolzplatz im Wohngebiet „Dammansche Koppel“. Daher steht er bei Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke auf der Liste der zu sanierenden Plätze weit oben. Bereits im Vorjahr sollte daher ein umfangreiches Beteiligungsverfahren vom Jugendbereich der Stadt durchgeführt werden, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, sich mit konkreten Ideen und Vorschlägen zur Gestaltung einzubringen. „Leider fand dieser Vorstoß so gar keine Resonanz. Das war ein Reinfall, weil offensichtlich nicht wirklich ein Interesse an der Mitgestaltung bestand, auch wenn die Sanierung gewünscht ist“, so der Verwaltungschef.

Allerdings sei bekannt, dass der Spielplatz und vor allem der Bereich um diesen herum mit kleinem Teich und Sandwegen ein beliebter Treffpunkt für verschiedenste Generationen sei. „Wir haben daher überlegt, dass der Bereich ja durchaus von allen Anwohnern mitgestaltet werden könnte“, so Lembke.

Aus diesem Grund werde im Herbst ein neuer Vorstoß unternommen, doch noch gemeinsam neue Ideen zu sammeln, wie ein generationsübergreifender Spielplatz im grünen Mini-Naherholungsgebiet aussehen könnte. „Ich denke da spontan zum Beispiel an Möglichkeiten wie eine Boule-Fläche oder Outdoor-Fitness-Möglichkeiten, wie am Exer-Workout“, so der Verwaltungschef.

Den Teilnehmern des Treffens im kommenden Herbst, dessen Datum noch genau terminiert werden muss, seien aber alle Möglichkeiten im Rahmen einer Ideenwerkstatt freigestellt. Natürlich bedeutet ein Beteiligungsverfahren nicht direkt, dass alle Vorschläge – finanziell oder rechtlich – auch umgesetzt werden können.

Finanziell fraglich bleibt zum Beispiel allgemein die Möglichkeit der Umgestaltung des Bolzplatz in eine Kunstrasenfläche. Angesichts eines prognostizierten, defizitären städtischen Haushalts im Jahr 2021 wird diese kostenintensive Maßnahme vermutlich nur schwer eine politische Mehrheiten finden. Der Bürgermeister hatte die Umwandlung der Bolzplätze in den Stadtteilen in Kunstrasenflächen im vergangenen Jahr ins Spiel gebracht, um Druck vom zentralen Kunstrasenplatz am Exer zu nehmen. Seiner Erfahrung nach würden Kinder und Jugendliche nämlich sowieso lieber direkt vor der Haustür kicken. Die Sanierung des Bereichs im Wohngebiet „Dammansche Koppel“ soll 2021 stattfinden.

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Kreisstadt: Rathaus geschlossen

Stormarner Tageblatt  17.03.2020

Kreisstadt: Rathaus geschlossen

Bad Oldesloe Die Stadtverwaltung der Kreisstadt hat sich zu weiteren Vorsichtsmaßnahmen entschlossen und setzt ab sofort die allgemeinen Öffnungszeiten aus. Der Zutritt zu den Dienstgebäuden ist nur noch mit einem konkreten Termin möglich. Die Verwaltung bittet daher alle Bürger zu prüfen, ob ein Termin verschiebbar ist oder telefonisch oder online erledigt werden könnte. Die Kontaktmöglichkeiten sowie Informationen zu Öffnungszeiten sind auf der Website der Stadtverwaltung unter: www.badoldesloe.de zu finden. Auch alle öffentlichen Sitzungen werden bis voraussichtlich 19. April abgesagt.

Bis auf Weiteres werden auch ab sofort alle kommunalen Sportstätten gesperrt. Hiervon betroffen sind alle Sporthallen, Sportplätze, die Schwimmhalle, aber auch der Kunstrasenplatz und der Workout-Platz am Exer. Auch der öffentliche Zugang zum Standesamt wird eingeschränkt. Terminvereinbarungen werden weiterhin telefonisch entgegengenommen. Bereits terminierte Eheschließungen werden durchgeführt, allerdings nur noch in Gegenwart des Brautpaares und acht Gästen samt einem Fotografen. „Wir sind uns bewusst, dass diese Maßnahmen auch Einschränkungen im täglichen Leben bedeuten können. Die Gesundheit aller Bürger und Mitarbeiter hat jedoch oberste Priorität“, erklärt Bürgermeister Jörg Lembke. st

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Kreisstadtalltag in Coronazeiten

Stormarner Tageblatt  16.03.2020

Wie die aktuellen Erlasse der Landesregierung in der Kreisstadt für Überraschungen sorgen

Schlechte Idee:   Private Fußballtreffen könnten für eine Sperrung des Kunstrasens sorgen.
Schlechte Idee: Private Fußballtreffen könnten für eine Sperrung des Kunstrasens sorgen.

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Da hätte wohl Silvester niemand drauf gewettet, dass Mitte März das Leben im ganzen Land, in ganz Europa und fast auf der ganzen Welt immer mehr zum Erliegen kommt. Der Begriff „dynamisches Geschehen“ hat dabei gute Chancen zum Wort des Jahres zu werden. Denn das Corona-Virus hat die Gesellschaft und vor allem das öffentliche Leben auch jenseits des Gesundheitssystems fest im Griff. Fast stündlich gibt es neue Meldungen, die den Alltag der Menschen verändern. Diskussionen darüber ob die Maßnahmen sinnvoll oder sinnlos sind, sind reine Kraftverschwendung, wenn es Erlasse aus Landes- oder Bundesregierung sind. Und so gilt es sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Wie sieht das im Alltag aus. Ein Blick auf das Wochenende in der Kreisstadt.

Am Freitag (ausgerechnet der 13. )– noch bevor die neuesten Erlasse des Landes bekannt wurden – fand in vielen Locations der letzte Partyabend für wohl eine lange Zeit statt. Während erste Discos wie der „Fun-Parc“ in Trittau und die „Nachtschicht“ in Bad Oldesloe bereits zu diesem Zeitpunkt vorsichtshalber ihre Türen schlossen, wollte das Oldesloer Seh-Sie die Auflagen des Gesundheitsamts erfüllen und übers Wochenende geöffnet bleiben. Auch das Oldesloer Kino wollte diesen Weg gehen. Und die „Bar Laurent“ in der Fußgängerzone machte ganz normal auf.

Das Seh-Sie-Team hatte noch betont, dass man den Menschen das Tanzen nicht verbieten wolle und die hygienischen und organisatorischen Regeln erfüllt werden könnten. Am Sonnabend kam dann doch das relative schnell Partyaus. Der neue Erlasse der Landesregierung umfasst nämlich nun auch Discotheken und Bars.

Die Fußgängerzone in der Kreisstadt war am Sonnabend deutlicher leerer als gewohnt. Deutlich erkennbar waren die Fußgänger bemüht, mehr Abstand zu anderen im öffentlichen Raum zu halten. Und so schwebte über dem Wochenmarkt die bange Frage, wie lange es diesen denn noch geben dürfe? Jetzt aber ist es amtlich bestätigt: „Wochenmarktbeschicker dürfen ihre Stände aufbauen – Wochenmärkte gehören laut Landesregierung zur Daseinsvorsorge.

„Stattfinden können Veranstaltungen, die der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder der Daseinsfürsorge und -vorsorge sowie der Versorgung der Bevölkerung dienen, wie zum Beispiel. Wochenmärkte“, erklärt das Gesundheitsministerium, geführt von Dr. Heiner Garg.

Eine der wenigen Aktionen die nicht abgesagt worden waren: das große Müllsammeln in Bad Oldesloe unter dem Motto „Saubere Stadt“. Allerdings öffnete dafür dieses Mal das Kub nicht seine Türen der Stadtinfo , und die Jugendfeuerwehr durfte gar nicht erst nicht teilnehmen.

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