Kita-Reform sorgt für Fragen und Ängste

Stormarner Tageblatt  09.03.2020

Komplexes Thema im Oldesloer Bildungsausschuss

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Sorgt die landesweite Kita-Reform in Bad Oldesloe für die Schließung von Gruppen? Muss Personal entlassen werden? Sinken womöglich bereits vorhandene Standards, weil diese über den neuen gesetzlichen Anforderungen liegen? Oder wird vielleicht auch langfristig alles besser für die Beteiligten?

Fest steht schon jetzt, dass die am 12. Dezember durch den Landtag verabschiedete Kita-Reform, die zum 1. August 2020 in Kraft tritt, bisher bei Eltern, pädagogischem Fachpersonal und Einrichtungsleitungen vor allem für Sorgen und Ängste sorgt.

Mehr als 100 Eltern und Erzieher im Ausschuss Die Geschäftsführerin des Schleswig-Holsteinischen Städtebundes, Marion Marx, stellte jetzt einen Überblick über die anstehenden Reformen den Mitgliedern des Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses sowie gut 100 Eltern und Erziehern vor. Was den Eltern gefallen dürfte ist, dass sie in Zukunft finanziell entlastet werden. Das Ziel der Reform war und ist, dass die Finanzierung im Endeffekt auf ein Drittel durch das Land, ein Drittel durch die Kommune und ein Drittel durch die Eltern hinausläuft. Damit geht einher, dass deutlich mehr Landesmittel in den Kita-Bereich investiert werden.

Beliefen sich die Förderungen 2019 noch auf 421,4 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln steigt diese Summe laut des Sozialministeriums bis 2022 auf 567,7 Millionen Euro. Allerdings werden mit Eintreten des Gesetzes laut Marx alle direkten Förderungen an die Kitaträger eingestellt. In der Übergangsphase bis 2025 sehen die Finanzströme wie folgt aus: Die Kommune zahlt pro Kindergartenkind aus dem Wohnort Geld an den Kreis. Das Land zahlt pro betreutem Kind einen Beitrag an den Kreis. Im dritten Schritt zahlt der Kreis dann eine Pauschale pro Gruppe an die Kommune aus, die dieses Geld dann auf die Träger verteilen muss.

Wer hat Anspruch auf Fördergelder? 2025 fällt dann die Kommune als Zwischenverteiler weg und die Gelder fließen direkt an die einzelnen Träger. „Würden wir das jetzt sofort so umsetzen, dass die Gelder direkt an die Träger fließen, würden da enorme Ungleichheiten zur bisherigen Finanzierung entstehen“, erklärt Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak das System. Fakt ist: Anspruch auf Fördergelder haben nur Kitas, die die Mindeststandards umsetzen. Es gilt das Standard-Qualitäts-Kostenmodell (SQKM). Dazu gehört unter anderem, dass in Zukunft im Elementarbereich in jeder Gruppe zwei Fachkräfte fest beschäftigt werden müssen. Ein Qualitätsmanagement muss verpflichtend und nicht freiwillig installiert werden. Zudem dürfen die Gruppen nur noch aus 20 Kindern, in Ausnahmen aus 22 Kindern bestehen. Aktuell waren noch maximal 25 Kinder möglich.

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Die Bildungskarte und der „Schwarze Peter“

Stormarner Tageblatt  07.03.2020

In Stormarn wurde sie vor vier Jahren beschlossen – es gibt sie aber immer noch nicht

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Viel zu wenige Kinder, die Anrecht auf Gelder aus dem Bildungs- und Teilhabepaket haben, nehmen dieses Anrecht in Stormarn wahr. Der durchaus positive Ansatz dahinter: Kindern aus vermögensschwachen Familien soll die Teilhabe am sozio-kulturellen Leben erleichtert werden oder sie sollen Unterstützung im Bereich der Bildung erhalten. Ganz praktisch gedacht, gehört dazu zum Beispiel auch die Bezahlung für Essen in der Mensa.

Die Beantragung und Abrechnung ist allerdings kompliziert und führte dazu, dass viele Eltern sich stigmatisiert fühlen. All das soll durch die Einführung der „Bildungskarte“ abgefedert werden. Auf dieser ist das entsprechende Guthaben vorhanden und die Kinder müssen es dann nur in der Mensa oder beim Sportverein nutzen. 2016 – also vor vier Jahren – beschlossen die Politiker auf Kreisebene, dass die Karte eingeführt werden soll.

Was genau ab dann schief lief im Fachbereich „Soziales und Gesundheit“ oder ob man sich überhaupt daran machte, die Bildungskarte auch wirklich einzuführen, lässt sich nicht rekonstruieren. Vor allem wurden lange Zeit nicht näher definierte „Datenschutzgründe“ angeführt, die es verhinderten, dass die Karte eingeführt wurde. „Ich hatte nie den Eindruck, dass der Kreis sie wirklich wollte“, sagte Hendrik Holtz (Die Linke) damals.

Und auch seine Parteigenossin Cornelia Steinert und Jörn Lucas von der CDU hatten den Eindruck, „dass dort niemand wirklich Interesse an dem Thema hat“. Es erscheine einem so, als ob das Thema ausgesessen werde – auf dem Rücken der betroffenen Kinder. Fakt ist: Die Karte ist weiterhin nicht in den Kommunen eingeführt worden.

Die Oldesloer Lokalpolitik, die 2019 den Druck auf den Landrat und den Fachbereich erhöhte, bis die Einführung der Karte in der Kreisverwaltung vorangetrieben wurde, zeigte sich auf dem aktuellen Bildungs- Sozial- und Kulturausschuss fassungslost „Wir haben gehört, dass der Kreis sagt, dass es nur noch daran liegt, dass die Kommunen den Vertrag nicht unterschrieben haben. Stimmt das? Warum wurde denn der entsprechende Vertrag nicht unterschrieben?“, fragte der Ausschussvorsitzende Lucas.

„Es ist etwas seltsam, dass der Kreis das so ausführt. Denn das ist nicht die ganze Geschichte. Man hat uns gesagt, dass es Datenschutzprobleme mit dem entsprechenden Vertrag gibt und der daher überarbeitet werden muss. Daher können wir den gar nicht unterschreiben“, sagte Bürgeramtsleiter Sobczak. Wann es zur Einführung der Karte in Bad Oldesloe kommen werde, sei nicht klar. Da liege der Ball wieder beim Kreis.

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Betrachtungen zum Wochenausklang: Von Licht, Schatten & Schwellenangst

Stormarner Tageblatt  07.03.2020

Stormarner Wochenschau

Von Licht, Schatten & Schwellenangst

Dirk Gusick, Patrick Niemeier, Stephan Poost

Gewöhnung Die neue LED-Beleuchtung in der Kreisstadt hat nur Vorteile: Sie ist insektenfreundlich – unsere Karikaturistin hat das mal zeichnerisch dargestellt –, sie spart rund sechs Millionen Euro Stromkosten in den kommenden 25 Jahren, sie ist zukunftssicher und könnte mit modernen Bewegungsmeldern ausgestattet werden oder gar gedimmt werden und wirkt gegen die Lichtverschmutzung, weil weniger Streulicht abgegeben wird. Allerdings gibt es Kritik, dass Atmosphäre verloren gehe, weil die Lampen kühler leuchteten. Eine moderne Straßenbeleuchtung soll zwei Aufgaben erfüllen: Orientierung in der Dunkelheit geben und dem Bürger Sicherheit im öffentlichen Raum vermitteln. Die Atmosphäre ist in einer normalen Wohnstraße egal. An das kühlere Licht wird der Bürger sich gewöhnen (müssen).

kartendrama Viele Kinder in Stormarn leben in Verhältnissen, die als „arm“ definiert sind. An diese Kinder richten sich die Vorteile des Bildungs- und Teilhabepakets. In den Genuss davon kommen aber nur sehr wenige, denn die Beantragung und Abrechnung ist kompliziert. 2016 beschloss die Kreispolitik also, dass eine Bildungskarte eingeführt werden sollte und es passierte jahrelang gar nichts. Erst als 2019 vor allem die Stadtverordneten aus Bad Oldesloe die Kreisverwaltung und die zuständige Abteilung hart kritisierten, kam Bewegung in die ganze Sache. Doch noch immer ist die Karte nicht eingeführt. Erneut sollen Datenschutzprobleme ins Feld geführt worden sein. Die Oldesloer Stadtpolitiker reagierten „fassungslos“ auf diese Nachricht. Es sei einfach ein Skandal. Das Thema habe offenbar in der Kreisverwaltung keine Priorität, was kaum noch zu ertragen sei. Die Kreisverwaltung spricht von Missverständnissen und dass der Datenschutz sich bei seiner Einschätzung geirrt habe. Zusammengefasst gibt es momentan nur Verlierer: Das Geld kommt immer noch nicht besser bei den Familien und vor allem Kindern an. Die Politik ist frustriert und die Verwaltung kommt wie ein bürokratisches, herzloses Monster rüber, dass sich nur in Zeitlupe vorwärts bewegen kann.

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Wie viel Schulsozialarbeit braucht Bad Oldesloe?

Stormarner Tageblatt  06.03.2020

Der Alltag in den Schulen wird rauer / Kinder- und Jugendbeirat setzt sich für mehr Schulsozialarbeiter ein

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Mobbing, psychische Probleme, körperliche Auseinandersetzungen: Der Alltag an weiterführenden Schulen in Bad Oldesloe ist rauer geworden. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Bildungs- , Kultur- und Sozialausschusses (BSKA) der Stadtverordnetenversammlung deutlich. Mehrfach war in vergangenen Jahren über das Thema Schulsozialarbeit debattiert und abgestimmt worden. Mit der Tatsache, dass keine neuen Stellen geschaffen wurden, möchte sich der Kinder- und Jugendbeirat nicht abfinden. Und so nutzte der Beirat sein Antragsrecht und stellte im BSKA die Forderung, jeweils einen neuen Schulsozialarbeiter an der Ida-Ehre-Schule (IES) und an der Theodor-Mommsen-Schule einzustellen.

Die Liste an Herausforderungen und Aufgaben, die die Jugendlichen bei den Sozialarbeitern sehen, ist lang. Lennard Hammelberg, Vorsitzender des Kinder- und Jugendbeirats, machte deutlich, dass vorhandene Probleme mit mehr Sozialarbeitern schneller in den Griff zu bekommen seien, zugleich würden Folgeprobleme der Gesellschaft erspart.

Mit Miriam Rohde, Kunstlehrerin an der IES, hatte der Beirat eine Mitstreiterin an der Seite, die aus dem Schulalltag berichtete: „Wir sind immer häufiger in Unterrichtssituationen mit verschiedensten Problemen konfrontiert. Seien es körperliche oder seelische Beeinträchtigungen“, so Miriam Rohde: „Schüler nehmen sich im Raum der Schulsozialarbeit auch einfach gerne mal eine Auszeit, wenn sie sie brauchen“, weshalb es wichtig sei, dass der entsprechende Bereich immer besetzt sei. Auch die Elternarbeit werde immer herausfordernder „In der Oberstufe haben wir es immer häufiger mit psychischen Erkrankungen bei Schülern zu tun. Lehrer kommen an ihre Grenzen“, so die Lehrerin.

Der Vorschlag des Kinder- und Jugendbeirats, dass zwei neue Stellen aus dem Etat für nicht besetzte Stellen der Verwaltung bezahlt werden könnten, ist juristisch nicht praktikabel, wies Bürgermeister Jörg Lembke den Vorstoß der Jugendlichen zurück.

„Ich finde es bedenklich, auf welche Art und Weise dieses Thema hier erneut auf den Tisch kommt. Ich bin erschrocken, wie der Kinder- und Jugendbeirat sich scheinbar instrumentalisieren lässt“, führte Anita Klahn (FDP): „Wir benötigen eine Übersicht und Richtlinien für die Schulsozialarbeit in Bad Oldesloe. Erst dann kann man gerecht entscheiden.“ Klahn musste sich dafür Kritik von Grünen, Freien Wählern, Linken und Familienpartei anhören.

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Klinik mit Doppelspitze

Stormarner Tageblatt  05.03.2020

Neues Personal und Kooperationen: Asklepios Klinik Bad Oldesloe weitet Leistungsspektrum aus

Bad Oldesloe Mit der strategisch-operativen Verantwortlichkeit durch zwei Geschäftsführer setzt die Asklepios Klinik Bad Oldesloe eine bundesweite Asklepios-Strategie um. Nach Übernahme der Geschäftsführung und der Regionalgeschäftsführung für die Region Nord durch Dr. Klaus Schmolling im März 2019, ist seit Februar Sigrun Senska als operative Geschäftsführerin für den Standort tätig.

Nach Studium der Betriebswirtschaftslehre und Kulturwissenschaften war Sigrun Senska (31) in einer Personalberatung tätig, 2017 wechselte sie ins Asklepios-Nachwuchsführungskräfteprogramm. Die gebürtige Hamburgerin war zuletzt als Klinikmanagerin in der Asklepios Klinik Birkenwerder tätig und hatte die Verantwortung für das operative Tagesgeschäft sowie für strategische Projekte des 150-Betten-Hauses.

Sigrun Senska: „Mein Ziel ist es, zusammen mit Dr. Schmolling sowie den Mitarbeitern, die Expertise und Qualität der Klinik auszubauen, um den Patienten auch in Zukunft die bestmögliche wohnortnahe Behandlung anbieten zu können.“

In der Inneren Medizin setzt die Klinik auf die Schwerpunkte Kardiologie und Angiologie sowie allgemeine Innere Medizin mit der Gastroenterologie. „Ein Schwerpunkt unserer kardiologischen Abteilung ist die Versorgung von Patienten mit einem akuten, lebensbedrohlichen Herzinfarkt. Für sie steht rund um die Uhr ein Herzkatheterlabor zur Verfügung, in dem durch Eingriffe mittels Katheter verschlossene Herzkranzgefäße wiedereröffnet und durch das Einsetzen von Stents offen gehalten werden können“, so Klaus Schmolling. Rund 1300 Herzkatheteruntersuchungen werden in der Oldesloer Klinik pro Jahr durchgeführt. Dabei arbeitet das kardiologische Team in enger Kooperation mit dem UKSH Lübeck und niedergelassenen Kardiologen zusammen.

Seit 2009 operieren die niedergelassenen Neurochirurgien Dr. Roland Kranz und Dr. Sebastian Spuck aus Volksdorf in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe. Seit Beginn 2020 hat die Oldesloer Klinik ihr Angebot in der Wirbelsäulenchirurgie mit Dr. Jörn Steinhagen (Facharzt für Orthopädie) aus der Ostseepraxisklinik Bad Schwartau erweitert. Im April wird die Asklepios ihr orthopädisches Behandlungsspektrum weiter ausbauen und mit den Kooperationsärzten Dr. Jan Esser und Dr. Arndt Müller Behandlungen am Knie anbieten. Dabei wenden die Ärzte ein neues Verfahren an: die individuelle Teilendprothese. st

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