Oldesloer Politiker wollen sich mit Ursachen und der Verhinderung von Obdachlosigkeit beschäftigen
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Wenn von Obdachlosen die Rede ist, kommt schnell das Bild von Menschen in den Sinn, die auf der Straße oder sprichwörtlich „unter Brücken“ leben. Doch dieser Eindruck trügt – so wie die Armut, die oft leise daher kommt und von Außenstehenden kaum wahrgenommen wird, weil die Betroffenen aus Scham sie gut zu verdecken gelernt haben.
Aus dem aktuellen Obdachlosenbericht der Stadt Bad Oldesloe geht hervor, dass derzeit 78 Menschen nur durch die Hilfe der Stadt ein Dach über dem Kopf haben. Und das sind nicht nur Alleinstehende mit womöglich bewegenden Biografien, sondern es sind immer mehr Familien, denen eine Bleibe fehlt. Das hatte sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet.
Betroffen sind in der Kreisstadt mittlerweile zwölf Familien mit insgesamt 25 minderjährigen Kindern. Zumeist sind sie in diese missliche Situation geraten, weil sie nicht mehr in der Lage waren, die steigenden Mieten zu zahlen, und daher ihre Wohnung verloren haben. Und: Es kommt nicht selten vor, dass nach der Wohnungsaufgabe auf dem lokalen Wohnungsmarkt keine neue finanzierbare Bleibe zu finden ist.
Während es für Alleinstehende dann oftmals noch möglich ist – auf die eine oder andere Weise –, zunächst einmal bei Bekannten oder Freunden unterzukommen, ist es für Familien schwer, temporär irgendwo „unterzuschlüpfen“. Und so kommt es dazu, dass Menschen – oft jahrelang – ihr Leben in Obdachlosenunterkünften verbringen müssen, nachdem sie ihre gemietete Wohnung verloren haben.
Deutlich wird in der aktuellen Diskussion nach der Veröffentlichung des Berichts: Die Stadt Bad Oldesloe ist auf die zunehmende Obdachlosigkeit nicht hinreichend vorbereitet. Hinzu kommt die Problematik, dass mehrere Unterbringungsstandorte wegen ihres schlechten Zustands nicht mehr nutzbar sind. An anderer Stelle laufen zudem Mietverträge aus.
Die Unterkunft an der Kreuzung Berliner Ring/Lübecker Straße sollte schon vor Jahren saniert werden. Immer wieder war das Haus Thema in Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung. Jedoch – so hieß es aus der Verwaltung – sei für die Sanierung nicht das erforderliche Personal vorhanden. Mittlerweile ist der Komplettabriss und Neubau eine Option, die im Wirtschafts- und Planungsausschuss (WPA) diskutiert und als Planung auf den Weg gebracht wurde. Klar wurde dabei, dass die Sanierung von Wohnungen für Obdachlose nicht die oberste Priorität besitzt.