Archiv der Kategorie: Presseartikel

Betrachtungen zum Wochenausklang: Parkverdruss und Planungsfrust

Stormarner Tageblatt  19.09.2020

Stormarner Wochenschau

Parkverdruss und Planungsfrust

Alternatives Fortbewegungsmittel. Megi Balzer
Alternatives Fortbewegungsmittel. Megi Balzer

Patrick Niemeier und Stephan Poost

Parken I Parkplätze sind knapp, auch und gerade in Wohngebieten. Warum aber muss eine Stadtverwaltung eingreifen, wenn es keine Beschwerden, keine Behinderungen gibt? Ganz einfach, weil das Gesetz ein Eingreifen hergibt! Es gibt immer zwei Möglichkeiten, Gesetze und Verordnungen mit Leben zu füllen: Streng nach den Buchstaben oder aber im Geiste einer Verordnung, eines Gesetzes. Die Bad Oldesloer Verwaltung lässt Fingerspitzengefühl oder das konstruktive Gespräch mit dem Bürger immer häufiger vermissen. Wenn auf der anderen Seite das schnelle oder auch mal unkomplizierte Handeln der Verwaltung gefragt ist, so zum Beispiel im Parkhaus Königstraße, wo monatelang Parkplätze bei Regen unter Wasser standen oder zertrümmerte Glasflaschen herumliegen, Jugendliche Treppenhäuser zur Partymeile machen, wird gern mal weggesehen oder auch mal gar nicht reagiert. Zu viel Kritik an den Mitarbeitern sei dann „unfair“ und „zu hart“. So „hart“, dass kaum ein Mitarbeiter sich überhaupt noch mit Namen in den Medien zitieren lässt. So etwas kommt beim Bürger gar nicht gut an. Der eine oder andere Bürger – so sieht es unsere Karikaturistin – lässt sich schon Alternativen zum Auto einfallen und geht buchstäblich in die Luft…

Parken II Die Parkregelungswut in der Kreisstadt treibt neue Blüten. Nun sollen Schulparkplätze und P+R-Plätze kostenpflichtig werden. Die schöne Idee, Pendler vom Auto auf die Schiene zu bringen, wird so im Endeffekt torpediert. Besser noch: Die P+R-Plätze wurden unter Umständen mit Zuschüssen gebaut, die werden wohl teilweise zurückgezahlt werden müssen, wenn sich die Stadt entschließt, auf diesen Plätzen Parkgebühren zu nehmen. Die Verwaltung hat, anders lassen sich die Maßnahmen der vergangenen Monate nicht deuten, den Autofahrer als „Gold-Esel“ entdeckt. Damit wird die Kreisstadt nicht liebenswerter, sondern es schadet dem Image Bad Oldesloes und es macht den Einzelhändlern das Leben schwerer.

Festivalbilanz Eine kurze Auflistung der Dinge, die beim Gastspiel des „Kulturfestivals SH“ in Bad Oldesloe wirklich gut waren: 1. Es waren nur zwei Veranstaltungen. Was vom Gastspiel in Erinnerung bleibt: Der Parkplatz Exer war einen Tag lang gesperrt.

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Corona-Krise: Mit dem Rotstift an die Budgets

Stormarner Tageblatt  18.09.2020

Der Finanzausschuss der Stadt Bad Oldesloe deutet an,in welche Richtung die Haushaltsdiskussion geht

Beratung mit Abstand: Finanzausschuss in der Festhalle. Nie
Beratung mit Abstand: Finanzausschuss in der Festhalle. Nie

Patrick Niemeier− Bad Oldesloe Braucht die Feuerwehr neue Software? Warum steigen Kosten für Aus- und Fortbildung?

Dass die noch nicht genau prognostizierten Einnahmeverluste durch die Corona-Krise für harte Haushaltsdiskussionen sorgen würden, war klar. Denn wenn Einnahmen sinken, während die Ausgaben steigen, sind Sparmaßnahmen im schon vor der Corona-Pandemie angeschlagenen Haushalt der Kreisstadt notwendig. Die ersten Diskussionen zum Haushalt 2021 im Finanzausschuss machten jetzt deutlich, dass die politischen Entscheidungen der nächsten Monate für alle Beteiligten nicht vergnügungssteuerpflichtig werden.

Es wird nämlich jetzt noch genauer mit dem Rotstift in der Hand hingeschaut als in den Vorjahren. So fragte Björn Wahnfried (SPD) zum Beispiel, ob die Feuerwehr wirklich Abbiegeassistenten an ihren ja sehr auffälligen Fahrzeugen brauche. 28.000 Euro seien nämlich eine ziemliche Stange Geld in diesen Zeiten. Ebenso solle geschaut werden, ob die 5000 Euro für Softwarelizenzen für die Feuerwehr wirklich sein müssen. Das sei kein Misstrauen der Feuerwehr gegenüber, sondern der Weg Einsparpotenziale zu finden. „Ich habe einige Posten mal gegoogelt und verstehe nicht, dass man manche aufgelisteten, geplanten Anschaffungen deutlich billiger findet“, wundert sich Wahnfried. „Das sind immer erstmal allgemeine Ansätze und keine detaillierten Kalkulationen“, erklärte Bürgermeister Jörg Lembke.

Ebenso fragten sich die Lokalpolitiker weshalb die Aus- und Fortbildungskosten der Stadt um 40.000 Euro steigen. Sowohl die FBO als auch die Linke forderten außerdem, dass in Zukunft keine Werbespots für Jobausschreibungen mehr im Radio geschaltet werden sollten. Die Kosten seien zu hoch, der Nutzen zu gering. Fragen kamen auch auf, ob angemietete Büros überhaupt effektiv genutzt werden und warum Mietverträge teilweise zehn Jahre laufen. Auch die um über 35.000 Euro gestiegenen Kosten für die Anschaffung von Büroausstattungen werfen Fragezeichen auf. Ob das alles effektiv geplant und gut durchdacht sei, fragt sich Karin Harms (FBO). „Wir wachsen weiter und bekommen schon jetzt nicht alle Mitarbeiter unter“, erklärte Lembke. Aus der CDU und der FBO kam mit Blick auf städtische Immobilien die Forderung, dass die Versicherungen überprüft werden sollen. Vielleicht seien bei den in diesem Bereich jährlichen 1,6 Millionen Euro Ausgaben Einsparungen möglich. „Die Entscheidung hängt oft an den Konditionen, die angeboten werden und nicht nur an den Kosten“, erklärt Lembke.

Auf Antrag der CDU – der einstimmig angenommen wurde – soll die Verwaltung alle Haushaltsansätze nochmal auf ihre Notwendigkeit, Umsetzbarkeit und auf mögliche Einsparungen überprüfen sowie detailliert für jeden Posten erklären.

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Ida-Ehre-Schule braucht Container

Stormarner Tageblatt  18.09.2020

Ida-Ehre-Schule braucht Container

Die Ida-Ehre-Schule nie
Die Ida-Ehre-Schule nie

Bad Oldesloe Wie es mit der sanierungsbedürftigen Festhalle in Bad Oldesloe und einem generelle beschlossenen Anbau für die Ida-Ehre-Schule (IES) weitergeht, bleibt unklar. Fest steht aber, dass für die weitere Umsetzung der Brandschutzertüchtigung der IES eine ganze Reihe Schüler in der nächsten Zeit in Container umziehen müssen. Das erklärte Bürgermeister Jörg Lembke am Mittwochabend im Finanzausschuss.

„Die Container werden auf einem Teil des Parkplatz aufgestellt. Wir müssen einen Trakt sperren, um die Brandschutzmaßnahmen durchzuführen. In dieser Zeit fehlen Räume“, so Lembke. Wann ein zugesagter Neubau erfolge, stehe in den Sternen. Gerade mit Blick auf die Corona-Finanzkrise sei das natürlich jetzt gerade kein Thema. Das gilt auch für eine Ertüchtigung der Festhalle als Veranstaltungsort. Für Versammlung stehe sie weiterhin zur Verfügung. Aus statischen Gründen können aber auf der Bühne keine Konzerte oder Theaterauftritte mehr stattfinden, so der Verwaltungschef. Das werde auch so bleiben, bis die Halle saniert sei. Hierzu gibt es noch keine konkrete politische Entscheidung.

Im vergangenen Jahr kostete die Halle die Stadt über 131.000 Euro. „In den nächsten Jahren ist damit zu rechnen, dass weitere Kosten durch den Leerstand, der Halle auflaufen werden, ohne jeglichen Mehrwert für die Bürger“, hat die Verwaltung analysier. Eigentlich müsste eine zeitnahe Entscheidung über Sanierung, Abriss oder Neubau her – aber die wird wohl mit Blick auf die Finanzprobleme noch eine Weile brauchen. nie

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Aufgeben gibt’s nicht!

Stormarner Tageblatt  18.09.2020

Die Oldesloer Bühne plant einen Flohmarkt und eine Sketchreihe, um wieder Geld in die klamme Kasse zu bekommen

70 nagelneue Stühle stehen in der Theaterwerkstatt der Oldesloer Bühne und warten auf Publikum. Vereinsvorsitzende Heike Gräpel (mit Sparschwein) ist zuversichtlich, dass es hier bald wieder Aufführungen geben wird.  Rohde
70 nagelneue Stühle stehen in der Theaterwerkstatt der Oldesloer Bühne und warten auf Publikum. Vereinsvorsitzende Heike Gräpel (mit Sparschwein) ist zuversichtlich, dass es hier bald wieder Aufführungen geben wird. Rohde

Susanne Rohde Bad Oldesloe Es sind schwere Zeiten für alle Kulturschaffenden und eine Besserung ist bisher leider nicht in Sicht. Auch die Oldesloer Bühne musste alle Vorstellungen absagen, die für diesen Frühling und Sommer geplant waren. Das plattdeutsche Stück „De rode Kiddelschött“, das eigentlich im April aufgeführt werden sollte und dann auf September verschoben wurde, musste jetzt sogar ein zweites Mal komplett abgesagt werden, weil die Sitzkapazitäten in der Theaterwerkstatt hinten und vorne nicht ausreichen, um genügend Zuschauer in den Saal zu bekommen. Das Hauptproblem sind die Hygienemaßnahmen.

„Wir hatten auf Lockerungen gehofft, und dass wir unseren Theatersaal mit 117 Plätzen laut Bestuhlungsplan besetzen können. Aber das ist vorerst leider noch nicht möglich“, sagt Heike Gräpel, die kürzlich als erste Vorsitzende des Vereins wiedergewählt wurde. „Wir haben jetzt zwar als Spende 100 nagelneue Stühle bekommen, mussten dann aber feststellen, dass wir unter den momentan geltenden Abstandsregeln nur 20 bis 30 Sitzplätze anbieten können und Aufführungen damit für uns vorerst illusorisch sind.“ Also wurde mitten in den Proben wieder die Reißleine gezogen. Der Verein hofft nun, dass es im Februar des kommenden Jahres endlich möglich sein wird, den Saal für die Aufführungen des plattdeutschen Stückes wieder „normal“ zu füllen. Im November will das Team wieder mit den Proben beginnen. Alle Akteure bleiben bei der Stange und sind weiterhin motiviert.

Bis dahin muss der Verein irgendwie durchhalten. „Alle Kosten, wie Raummiete und Versicherungen laufen ja weiter, aber wir bekommen keine Einnahmen rein. Das hängt wie ein Damoklesschwert über unserem Verein“, so Heike Gräpel. Um alles, was Geld kostet, müsse man deshalb erst mal einen großen Bogen machen.

Ein bisschen Erleichterung brachte jetzt eine Satzungsänderung bei der nachgeholten Mitgliederversammlung. „Damit können wir jetzt auch leichter Förderanträge stellen. Und auch die Mitgliederbeiträge wurden bestätigt, die kann jetzt unser Kassenwart Peter Stoll endlich einziehen. Dann sind wir wieder etwas flüssiger,“ sagt Heike Gräpel. Im Vorstand wurde neben der ersten Vorsitzenden auch Marion Teller als Spielleiterin bestätigt. 160 zahlende Mitglieder hat der Verein zur Zeit und von ihnen hängt die finanzielle Zukunft ab. „Wie bei allen anderen Theatern ist es auch bei uns so, dass wir weder Rücklagen noch Einnahmen haben. Deshalb wollen wir versuchen, für Ende November eine Sketchreihe mit Musik auf die Bühne zu bringen. Außerdem planen wir, etwas Märchenhaftes für die Weihnachtszeit zu organisieren“, so Heike Gräpel. Denn ob die beliebten Weihnachtsmärchen aufgeführt werden können, steht in den Sternen.

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Ein Festival, das niemand braucht

Stormarner Tageblatt  18.09.2020

Veranstaltungen der durch das Land organisierten „Kulturfestival-SH-Reihe“ in der Kreisstadt fallen bei den Bürgern komplett durch

Das Gegenteil von gut: Das Kulturfestival auf dem Exer. Nie
Das Gegenteil von gut: Das Kulturfestival auf dem Exer. Nie

Bad Oldesloe Man stelle sich vor, das „Kulturfestival SH“ gastiert in Bad Oldesloe und fast niemand geht hin. Klingt komisch, ist aber in der Kreisstadt passiert.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird suggeriert, dass den Mitbürgern Veranstaltungen, Konzerte und Familienfeste fehlen. Das mag im Prinzip so sein, aber gut gemeinte Versuche wie das vom Land veranstaltete Kulturfestival sind kein Ersatz. Sie wirken wie zu kleine Pflaster, die mit gutem Willen auf eine Wunde geklebt werden.

Fakt ist, das zeigte sich auch in Bad Oldesloe, dass die Menschen skeptisch und vorsichtig geworden sind, was Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen angeht – wenn sie Abstände einhalten müssen und Mundschutz tragen. Kombiniert mit einer quasi nicht vorhandenen Werbung für das halbgare Trostpflasterevent ist der Flop perfekt.

Das Gastspiel des „Kulturfestival SH“ auf dem Exer wurde so ein Beispiel dafür, wie man es besser nicht machen sollte. Eine Familie verließ das Gelände nach wenigen Minuten. „Es ist eine gruselige Stimmung, weil es so leer ist“, so die Mutter. Es sei schön, dass etwas versucht werde, aber ihre Kinder hätten Angst vor den Security ganz in schwarz mit Mundschutz. Dass mehr Personal und Security auf dem Platz sei als Besucher sei keine Atmosphäre für ein Familienfest. „Das kommt alles zu früh. Man hätte lieber dieses Jahr noch verzichten sollen, anstatt Steuergelder aus dem Fenster zu werfen“, sagt Björn Schlieth, der noch vor dem Eingang umdrehte. „Es ist für uns eine einzige Enttäuschung. Das Angebot ist überschaubar, die Optik kühl und dadurch, dass es so leer ist, wollten unsere Kinder gar nicht erst rein“, sagte er.

Am Abend zuvor gastierte das Kulturfestival bereits mit künstlerischen Auftritten im Kultur- und Bildungszentrum. Das Publikumsinteresse war auch hier quasi nicht vorhanden. Die ausgewählten Künstler haderten dann auch noch spürbar mit der Minuskulisse und sorgten teilweise mit ihren Auftritten eher für Fremdschämmomente als für Freude über einen Kulturabend. Von den zehn Zuschauern, die überhaupt erschienen, gab eine zu Protokoll, dass es „künstlerisch fragwürdig bis desaströs“ war. Wer auch immer die Auswahl beim Land getroffen habe, „solle sich einen anderen Job suchen.“ nie

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